Montag, 25. Mai 2015

Individualität


Individualität steht für Freiheit, Autonomie und Emanzipation, man entflieht in der modernen Welt den alten Familientraditionen und kann durch unendlich vielen Möglichkeiten zumindest in der industrialen Welt seinen Lebensweg individuell gestalten. Jeder trägt den Wunsch nach Einzigartigkeit in sich, egal ob bewusst oder unbewusst. Man möchte sich von seinem Umfeld abheben, man möchte besonders sein, man möchte auffallen oder auch nicht, denn genau da ist ja der Unterschied! Wenn alle auffallen wollen, dann versuche ich so unscheinbar wie möglich zu sein, denn erst dann bin ich individuell. Oder? Oder bin ich doch nur eine von vielen und bilde mir nur ein einzigartig zu sein, obwohl ich es gar nicht bin? Was macht mich überhaupt einzigartig? Und wieso ist dieses Gefühl so verdammt wichtig?

Die erste Frage, die sich mir stellt ist: Kann man überhaupt noch von Individualität sprechen? Heutzutage werden Modetrends durch mediale Werbung vorgegeben denen man blind folgt, einerseits, um dazuzugehören, andererseits, um anders zu sein. Dieses ganze Wirrwarr von wahrer Individualität und Scheinindividualität ist nur schwer zu durchblicken und ehrlich gesagt habe ich es schon lange aufgegeben auf andere individuell zu wirken. Wenn ich meine, dass ich mir Nikes kaufen muss, weil ich sie schön finde, dann kauf ich mir die auch, wenn ich meine mir Tattoos stechen zu lassen, dann mach ich das auch und wenn ich meine, dass ich damit glücklich bin, dass ich mit meinem Leben und so wie ich es führe zufrieden bin, dann ist das halt so. Dabei sollte es allen anderen scheißegal sein, ob ich jetzt „Mainstream“ oder „Hipster“ bin, weil meiner Meinung nach Individualität eine persönliche Einstellungssache ist.

Individualität drückt man, wie ich finde, nicht durch meine Klamotten oder meine Besitztümer aus. Individualität trägt jeder Mensch in sich und genau das kann überhaupt nicht nach außen getragen werden. Ja, vielleicht ist Individualität Mainstream geworden und hebt sich dadurch auch irgendwie selbst wieder auf, aber für mich gibt es zwei Seiten der Einzigartigkeit. Zum einen die, die man nach außen hin zeigt, die von anderen be- und verurteilt wird – was leider menschlich und normal geworden ist – und zum Anderen die Seite, die man in sich trägt.

Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, ist einen eigenen Weg gegangen, hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht und unterschiedliche Menschen kennengelernt. Das ist etwas, das man niemals nach außen tragen kann.

Ich denke, dass die Individualität, über die im Internet ständig gesprochen wird, nicht mehr existiert. Man hat irgendwann angefangen sich weiterzuentwickeln und hat versucht alle Möglichkeiten, die sich einem Menschen in der modernen Welt bieten, auszuschöpfen, aber schon bald hat dieser Wunsch nach Anderssein angefangen Überforderung hervorzurufen. Menschen sind einfach hoffnungslos überfordert. Selbst wenn sie denken, dass sie es nicht sind, sind sie es. Entweder mit ihrem Leben insgesamt oder in bestimmten Situationen. Das ist halt die Gesellschaft, damit müssen wir aufwachsen und leben lernen. Die Überforderung hat dazu geführt, dass sich Trends gebildet haben, etwas, an dem man sich festhalten und zu dessen Gruppe man dazugehören kann. Das ist nichts Verwerfliches, sondern einfach normal. Es gibt unterschiedliche gesellschaftliche Gruppierungen, die Nerds, die Punker, die Hipster, die Streber und und und. Jede dieser Gruppen hat einen Namen und jeder Mensch kann in eine Gruppe eingeordnet werden, versucht aber mit aller Macht das zu verhindern. Aber Menschen müssen begreifen, dass das nicht möglich ist, weil jeder in eine Schublade gesteckt wird! Damit sage ich allerdings nicht, dass man das einfach hinnehmen und akzeptieren soll, man soll dagegen rebellieren und für sich einstehen und sagen „Nein, ich möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden, der ich mich persönlich gar nicht zuordnen kann!“, aber um ganz ehrlich zu sein wissen wir doch alle, dass es überhaupt nichts mehr bringt.

Deswegen ist Individualität für mich etwas geworden, über das ich nicht mehr groß nachdenke, weil ich einfach finde, dass ich meine ganz eigene persönliche Individualität, meine Freiheit, meine Selbstständigkeit, meinen eigenen Weg und meine Geschichte in mir trage und genau darüber kann niemand auf dieser Welt urteilen. Nicht mal die Eltern oder der Freund oder die Freundin oder der Bruder oder die Schwester oder die beste Freundin können verstehen, was man wie empfindet, weil Gefühle und Gedanken und Erfahrungen individuell gemacht und empfunden werden.

Es ist normal, dass man sich Vorbilder sucht, dass man Bilder oder Videos im Internet sieht und denkt „Wow, die hat 'ne tolle Frisur, die möchte ich auch haben!“ oder „Das Tattoo inspiriert mich für mein erstes eigenes Tattoo!“ und so weiter. Selbst wenn es die beste Freundin oder die Schwester oder ein Star ist, sich Vorbilder suchen, an denen man sich in jungen Jahren orientiert, ist zwar manchmal etwas nervenaufreibend für Außenstehende und wirkt meist naiv, aber hey, das gehört zur Entwicklung dazu und ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn 12 Jährige anfangen sich die Tattoos ihrer YouTube-Vorbilder aufzumalen. Sollen sie es doch machen, sollen sie sich halt schon schminken und ihren Idolen ihre Klamotten nachkaufen, weil sie denken, dass sie ihnen so auffallen und gefallen. Das alles ist menschlich und gehört für mich nicht zum Thema Individualität, weil sich Individualität MEINER MEINUNG NACH im Kopf ausbildet und dafür sind Kinder in dem Alter meist noch zu jung, obwohl man das natürlich nicht generalisieren kann, da einige reifer sind als andere.

Leben und Leben lassen, sich auf sich selbst und seine eigene Einstellung konzentrieren, das sollten einige mal lernen. Kinder interessieren sich überhaupt nicht dafür, welche Schuhe man anhat, weil sie sich nur für den Menschen an sich interessieren und genau da sollten sich Erwachsene mal was von abgucken.

Es ist doch vollkommen egal, ob ich Tattoos habe oder nicht, ob ich meine Haare färbe oder nicht, ob ich Piercings habe oder nicht, ob ich bei Hollister oder H&M oder KIK einkaufen gehe, weil das alles einfach nichts mit mir als Person zu tun hat. Jeder Mensch ist individuell, aber es ständig und ununterbrochen zu betonen und darüber zu diskutieren, ob Individualität jetzt überhaupt noch existent ist oder nicht und die ganze Zeit zu sagen „Ich bin anders als alle anderen!“ bringt überhaupt nichts. Sowas sollte man ganz einfach für sich behalten, verinnerlichen und stolz darauf sein, denn es ist meiner Meinung nach eine Leistung, wenn man über sich selbst sagen kann, dass man sich als eine eigenständige und einzigartige Person sieht, die stolz auf sich, seinen Körper und seinen Lebensweg ist, mit allen positiven und negativen Erfahrungen ist. Wenn ihr Menschen dieser Art seid möchte ich euch eins sagen: Ich bewundere euch. Wirklich. Denn nur weil ich hier von Individualität spreche und sage, dass Individualität für mich nicht etwas Äußerliches, sondern eine Einstellungsart ist, bedeutet das nicht, dass ich das auch vollkommen verinnerlicht habe. Meiner Meinung nach dauert so ein Prozess Jahrzente, bei manchen geht es schneller, bei anderen langsamer und man bekommt oft zu hören, dass man Fehler hat, man täuscht sich in Menschen, die einem Sachen an den Kopf werfen, die einen an sich und seiner Einzigartigkeit zweifeln lassen. Aber lasst euch eins gesagt sein:
Nutzt die Worte eurer Kritiker lieber als Anregung, um euch möglicherweise besser kennenzulernen und zu erfahren, wie ihr auf unterschiedliche (und individuelle) Persönlichkeiten wirkt. Ihr könnt nicht von allen geliebt werden und solltet stattdessen Menschen, die euch nicht guttun, aus eurem Leben streichen, denn sie haben es nicht verdient euch und eure Individualität anzuzweifeln. Kämpft nicht für solche Menschen und kümmert euch um euch selbst, geht euren eigenen Weg und macht das Beste aus euch und dann könnt ihr euch sicher sein, dass ihr auf einem – meiner Meinung nach – guten Weg seid individuell zu sein.
Hört auf darauf zu achten, was andere Menschen denken und ob sie sagen, dass ihr Hipster und Mainstream seid, weil ihr euch auch die neuen Nike Roshe Run gekauft habt und Henna Tattoos habt und Indie Rock hört und Turnbeutel anstelle von Handtaschen tragt. Macht einfach das, was euch Spaß macht, denn es wird immer Menschen geben, die euch kritisieren, aber die hören auch wieder auf, wenn sie jemand anderen gefunden haben. Sie können vielleicht über euer Aussehen lachen, aber nicht über das, was ihr in euch tragt. Und das ist eben eure Geschichte, euer Lebensweg. Und selbst wenn jemand versucht darüber zu urteilen, wie ihr euch verhaltet, wie ihr auftretet, was ihr wann wo zu wem sagt – überhört es einfach. Es tut weh kritisiert zu werden, aber der Schmerz wird vergehen. Und meistens kränkt es einen auch nur so sehr, weil man weiß, dass vielleicht ein bisschen Wahrheit dahinter steckt. Und genau da sind wir wieder an dem Punkt angelangt: Nutzt die Worte eurer Feinde, um euch selbst zu verbessern und seid nicht zu verbissen in dem Punkt „Ich verändere mich nicht, weil ich einzigartig bin und mich jeder so akzeptieren muss, wie ich bin!“. Sicherlich ist das sehr sehr wichtig, aber seht es nicht als Veränderung, sondern als Optimierung an, wenn ihr solche Worte zu hören bekommt.

Ich hoffe, dass ich das Thema Individualität ein bisschen aufgegriffen und verständlich dargelegt habe, es war zwischendurch ein riesiges Durcheinander, aber beim Schreiben fallen mir immer 238942013 Gedanken gleichzeitig ein, die ich niederschreiben muss, und dann ist das Ergebnis meist etwas komplex, aber so funktioniert mein Gehirn leider!

Liebe an euch!



Vivi.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Erwachsenwerden

Wieder ein Thema, das mich persönlich zurzeit sehr stark anspricht. Einfach, weil ich selbst gerade im Prozess des „Erwachsenwerdens“ stecke. Und zwar so richtig.

Wo fängt Erwachsenwerden an, wo hört es wieder auf, wie wird man überhaupt erwachsen und was bedeutet das eigentlich?

Fangen wir vorne an.

Erwachsenwerden fängt ja angeblich in der Pubertät an. Jaja, die allseits so beliebte Pubertät, die uns, gekennzeichnet durch Stimmungsschwankungen, nächtliche Fressattacken, spontane Heulkrämpfe und eine „Ich will mich nur noch im Bett verkriechen, weil ich mich selbst nicht leiden kann“-Stimmung, das Leben schwer macht.
Ich denke allerdings, dass man Erwachsenwerden nicht pauschal auf ein bestimmes Alter festsetzen kann. Erwachsensein hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern eher mit der Reife, wie verhält man sich, wie tritt man auf, wie artikuliert man sich und und und.
Dabei kann es sein, dass ein 14 Jähriges Mädchen genauso erwachsen wirkt, wie eine 25 Jährige Frau, es kann aber auch sein, dass sich ein 20 Jahre alter junger Mann so verhält, wie ein 12 Jähriger. Und andersrum.
Manche Kineder und Jugendliche müssen halt auch einfach aus gegebenen Umständen früher erwachsen werden als andere, die vielleicht entweder später oder nie das Kind in ihnen ablegen.

Ich für meinen Teil finde, dass man immer ein bisschen Kind in sich aufbewahren und in ausgelassenen Momenten mit Freunden rauslassen sollte. Einfach weil manchmal ein bisschen kindisch und albern und aufgedreht sein nichts Verwerfliches ist, sondern nur zeigt, dass man sich selbst nicht ständig so ernst nimmt und das ist doch eigentlich eine ganz gute Eigenschaft!

Erwachsenwerden hört meiner Meinung nach auch nie auf, man entwickelt sich sein Leben lang weiter, macht neue Erfahrungen, lernt aus seinen Fehlern. Und Menschen, die zum Beispiel mir ständig sagen „Kannst du dich nicht mal wie 'ne Erwachsene benehmen?!“ überhöre ich grundsätzlich, weil nein. Kann ich nicht, will ich nicht, mag ich nicht, wenn ich Kind sein möchte, weil ich glücklich bin, dann verhalte ich mich auch dementsprechend, würde ja dumm aussehen, wenn ich auf einem Konzert stocksteif in der Menge stehe und mich nicht rühre, weil „Erwachsene sich ja benehmen müssen“.

Ich muss, bevor ich jetzt weiterschreibe, noch sagen, dass ich Pädagogik Leistungskurs in der Schule hatte und vorhabe etwas in der Richtung zu studieren, falls sich jemand fragt, woher diese ganzen Gedanken kommen. Wir haben uns sehr viel mit dem Thema Jugend und Erwachsenwerden beschäftigt und auch die Schwierigkeiten in der heutigen Gesellschaft dargelegt, die Kinder oft daran hindern sich weiterzuentwickeln oder in ihren Ideen und Wünschen verunsichert werden.

Man kann deutlich feststellen, dass wir in einer postmodernen und konsumorientierten Marktgesellschaft leben, man muss immer auf dem neusten Stand sein, das beste Handy haben, den teuersten Urlaub buchen, die schönsten Klamotten tragen. Dabei werden wir von Werbung beeinflusst, Werbung, die mehr verdummt, als fördert oder unterstützt. Der Konsum steht in der Postmoderne einfach im Vordergrund und lenkt vom Wesentlichen ab.

Immer noch denken so viele, dass man rauchen und Alkohol trinken und alle Drogen „mal ausprobieren“ muss, um cool zu sein, dass man nur dazugehört, wenn man Nikes und Vans besitzt und sich jedes Wochenende auf einer anderen Party rumtreibt. Wenn man lieber Zuhause bleibt, Bücher liest, weite Pullis, ausgewaschene Jeans und 5 Jahre alte Schuhe trägt, weil da halt nun mal Erinnerungen dran hängen gehört man gleich nicht dazu und wird als komischer Kauz tituliert. Danke auch.

I wish that I could be like the cool kids, 'cause all the cool kids they seem to fit in – dieses Songzitat (Echosmith – Cool Kids) ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich Kinder heutzutage fühlen. Jeder, wirklich jeder wollte schon mal irgendwo dazugehören oder hat sich ausgeschlossen gefühlt, natürlich kann man mit der Situation alleine und für sich zu sein auch glücklich sein, aber auf Dauer keine Freunde zu haben ist wirklich nicht unbedingt das, was man als Jugendlicher braucht. In dem naiven jugendlichen Wahn und Wunsch allen gefallen zu wollen vergisst man auch irgendwann, dass man sich ja auf sich selbst konzentrieren muss, um erwachsen zu werden, eine eigene Meinung zu bestimmten Themen zu entwickeln und sich auf das zu besinnen, was – laut den Erwachsenen – wirklich wichtig im Leben ist.

Es wird immer deutlicher, dass Erwachsenwerden in der heutigen Zeit einfach schwieriger geworden ist.

Früher musste man als Junge den Beruf erlernen, den der Vater und der Großvater und der Urgroßvater schon ausgeübt haben, als Mädchen musste man sich auf die Aufgabe der Hausfrau vorbereiten. Man hatte keine großen Auswahlmöglichkeiten und musste sich keine Gedanken darum machen, was man später mal werden möchte, weil alles schon vorgegeben war und alle waren zufrieden damit.

Aber irgendwann begann die Emanzipation der Frau, viele wollten nicht mehr nur am Herd stehen und putzen, fühlten sich unterdrückt und können heute (leider immer noch nicht überall) auch zur Schule gehen und einen Beruf erlernen. Problem hierbei ist nur, dass man heutzutage so unfassbar viele Möglichkeiten hat:
Geh ich studieren oder mach ich eine Ausbildung, mach ich ein Auslandsjahr während meiner Schulzeit und wiederhole eine Klasse oder mach ich das – wenn überhaupt – erst nach der Schule, will ich vielleicht Work & Travel oder Au Pair in einem Land machen, das ich noch nie besucht habe oder das mir sehr am Herzen liegt oder mach ich doch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), viele Fragen und nur eine Antwortmöglichkeit. Man muss viel zu früh entscheiden, was man sein Leben lang machen möchte, und um das zu entscheiden, ist man mit 16, 17, 18 Jahren meiner Meinung nach einfach wirklich viel zu jung. Und wenn jemand den Mut fasst direkt nach dem Abitur studieren zu gehen, wissen die meisten nicht mal was und studieren dann BWL oder Lehramt oder „Irgendwas mit Medien“. Klar, alles super Berufe, aber wenn man dann mitten im Studium nach 1, 2 Jahren erkennt, dass das doch nicht das Richtige war und man eigentlich lieber zur Polizeischule gegangen wäre – ja dann ist das doof.

Erwachsenwerden wird nicht nur durch die frühe Berufswahl oder den Wunsch nach Anerkennung beeinflusst. Viele Kinder und Jugendliche flüchten sich und ihre Unsicherheiten schon früh ins Internet, wollen auf sozialen Netzwerken nach Antworten und Anerkennung suchen und vergessen das reale Leben. Das, was auf Jugendliche heutzutage medial einstürzt, ist unfassbar. Egal ob im Fernseher, im Radio, auf Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat, YouTube und und und, man wird permanent mit Informatinen zugespamt und weiß irgendwann überhaupt nicht mehr, wie man differenzieren und damit umgehen soll.
„Der Sinn des Lebens ist leben“, sagt Casper, aber wie soll man leben, wenn man den ganzen Tag damit beschäftigt ist für die Schule zu lernen, bevor man abends ins Bett fällt, wann soll man die Zeit als Jugendlicher finden wirklich zu leben, wenn man 12 Jahre zur Schule geht und danach direkt studiert, mit Mitte 20 fertig ist (wenn man Glück hat) und danach direkt (oder schon während des Studiums) arbeiten geht? Sicherlich findet man immer mal wieder die Zeit sein Leben zu genießen und Momente auszukosten in denen man mal nicht vor den Lernkarten sitzt, aber auch die vergehen und dann ist man im gleichen Trott drin wie vorher auch.
Und das nur, weil alle verlangen, dass man irgendwann erwachsen wird, Kinder kriegt, ein Haus mit Garten baut, sich einen Labrador anschafft und jeden Samstagmorgen mit seinen alten Freundinnen zum Walken geht, um sich mal „abzureagieren“.

Ich persönlich hab da wirklich keine Lust drauf, sicher will man irgendwann mal „erwachsen“ werden, aber ich möchte nicht für den Rest meines Lebens in einer Rolle stecken und mich nicht mal entfalten dürfen, nur weil ich ja erwachsen bin. Ich möchte immer ein bisschen Kind bleiben und selbst wenn die Pflichten einen irgendwann übermannen und man doch in dieses „Familie Haus Hund“ Schema rutscht, selbst dann will ich noch verrückte Dinge unternehmen und nicht ständig daran denken müssen, dass Erwachsene das nicht tun, weil Erwachsene sich benehmen und eine Aufgabe haben – Erwachsensein nämlich.

So viele Menschen versuchen krampfhaft erwachsen zu werden und ich kann wirklich nicht nachvollziehen warum? Erwachsensein ist anstrengend, man muss Versicherungen abschließen, Steuern zahlen, das Auto in die Waschanlage bringen, damit die Nachbarn nicht lästern, man muss den Haushalt schmeißen UND arbeiten, man muss einfach so viele Dinge selbst regeln. Kindsein ist doch so viel schöner, sich selbst und sein Leben manchmal nicht ganz so ernst nehmen und einfach mal albern und peinlich sein ist doch nichts Verwerfliches. Einfach, weil Glücklichsein nichts Verwerfliches ist.

Wenn man das jetzt alles zusammenfassen will, lässt sich eigentlich nur sagen, dass es jedem selbst überlassen ist, wann und ob er oder sie überhaupt erwachsen werden will und was er oder sie darunter überhaupt versteht. Aber eins ist klar, Erwachsenwerden ist vor allem heute so unfassbar anstrengend und Leben ist manchmal so anstrengend und ein Kampf und verwirrend, wenn man in der Pubertät steckt und sich zwangsweise über seine Zukunft Gedanken machen muss. Aber irgendwie muss es ja weitergehen. The Show must go on! oder wie heißt es so schön?

So, nächster Post ist fertig, demnächst folgt dann einer über Feminismus, mal schauen, ob ich da vor dem ESC noch die Zeit für finde (finde ich sowieso nicht hihihihi, aber vielleicht schreib ich den ja bis Sonntag fertig)!

Liebe Liebe Liebe


Vivi.

Montag, 18. Mai 2015

Gesellschaftliche Ideale, Schönheitsideale und Body Shaming

Etwas, das mir in letzter Zeit sehr übel aufstößt, ist das Thema der Schönheitsideale und des sogenannten „Body Shaming“. Ich denke, dass sich jeder schon mal unwohl in seinem Körper gefühlt hat und dass jeder irgendwas an sich auszusetzen hat, was natürlich vollkommen normal ist. Niemand ist perfekt.

Es ist außerdem auffällig, dass insbesondere durch die Medien ein absolut unrealistisches Schönheitsideal vermittelt wird. Und genau davon wird dieser Blogpost handeln.

Sobald man den Fernseher einschaltet, wird man in der Werbung mit den neusten Bikinimoden bombadiert, die von den schönsten Mädchen getragen werden. Schaltet man um, weil man das alles schon 5000 Mal gesehen hat, stößt man in den Nachrichten auf den neusten Klatsch und Tratsch - „Sie hat sich schon wieder die Brüste vergößern lassen!“, „Ist da Botox im Spiel?“, „Sollten wir uns alle Sorgen machen, sie ist ganz schön dünn geworden!“ und und und. Schaltet man den Fernseher aus und das Radio an, läuft „All About That Bass“ von Meghan Trainor und hört man dann noch den Ausdruck „Skinny Bitches“ - wow. Einfach wow. Egal, wo man hingeht oder hinhört, STÄNDIG dreht sich alles nur um Gewicht, Aussehen, ob die Nase zu groß oder zu klein ist, ob man 'ne „Tigh Gap“ und 'ne „Bikini Bridge“ hat, ob der eine Zeh am linken Fuß größer ist als der am rechten.

Genau wie bei meinen anderen beiden Posts stellt sich mir auch hier die Frage:
Hat die Welt keine größeren Probleme, als sich über das Aussehen anderer Menschen lustig zu machen? Hat nicht jeder das Recht mit seinem Körper so zufrieden zu sein, wie er ist, egal ob dick, dünn, groß, klein, unförmig, kurvig, adrett oder stämmig? Wieso wird einem ständig die Möglichkeit genommen sich einfach so zu akzeptieren, wie man nun einmal ist?

Ja, ich habe eine Tigh Gap. Ja ich hab auch 'ne Bikini Bridge. Und ja ich bin schlank und groß und hab lange Beine. Aber was bedeutet das jetzt? Was kann ich mir davon kaufen? Wieso muss ich mich darauf beschränken, was ich habe oder nicht habe?
Mir persönlich ist es scheißegal, ob ich diesen ganzen Mist habe oder nicht, solange ich zufrieden mit mir selbst bin. Und genau da fängt das Problem schon an. Denn niemand ist heutzutage noch zufrieden mit sich. Es gibt immer Frauen, die noch größer, noch schlanker, noch hübscher sind, die einen cooleren Kleidungsstil und 'ne coolere Art an sich haben.

Ich werde hier jetzt – wieder – nur aus meiner Sicht sprechen, aus der Sicht eines Mädchens, das schon immer schlank war. Nicht, weil es sich runtergehungert hat oder weil es 5 Mal die Woche zum Sport geht. Ich esse den ganzen lieben langen Tag, essen ist mein Hobby. Ich bin weder Vegetarier, noch Veganer, ich habe bis vor einem Jahr nicht mal regelmäßig Sport gemacht, weil ich absolut nicht dafür geeignet bin. Das einzige, das ich habe, sind gute Gene und einen schnellen Stoffwechsel. Ganz einfach. Und das verstehen viele nicht. Body Shaming betrifft nicht nur Mädchen und Frauen, die sich selbst zu dick finden, sondern auch jene, die zu dünn sind.

Menschen sollten verdammt nochmal lernen zwischen einer Essstörung und einer normalen Entwicklung zu unterscheiden. Und es ist normal, wenn man sein Leben lang dünn ist, es ist auch normal, wenn man etwas kräftiger in Erscheinung tritt. An beidem ist doch absolut nichts Verwerfliches. Und trotzdem hassen sich alle gegenseitig, die Dünnen die Dicken, die Dicken die Dünnen und dabei verwende ich bewusst diese Ausdrücke.
Ich möchte mit diesem Post auf gar keinen Fall Menschen verletzen, ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass auf allen Menschen rumgehackt wird, nicht nur auf einer bestimmten Gewichtsklasse. Weil sowieso alles falsch ist, egal wieviel man wiegt. Weil sowieso jeder als arrogant bezeichnet wird, wenn er oder sie stolz auf seinen oder ihren Körper ist. Deswegen ist es schon gar keiner mehr. Sich selbst hassen ist zum Trend geworden.

Ich bekomme seit ich denken kann zu hören, dass ich „aber ganz schön abgenommen“ habe oder „mal mehr essen“ soll oder „unvorteilhaft gekleidet bin, weil man ja die Knochen schon sieht“ oder dass ich ja „schon noch ein bisschen was auf den Rippen vertragen“ kann. Und soll ich euch was sagen? Das ist mindestens genauso verletzend wie ein „Du bist zu dick!“ oder „Mach mal mehr Sport!“ oder sonst was. Als Spargeltarzan oder Bohnenstange bezeichnet zu werden tut genauso weh.

Wenn ich mir jetzt überlege, dass einige das Argument „Aber die Dünnen haben's leichter!“ als Rechtfertigung abgeben, möchte ich einfach nur um mich schlagen? Auch dünnen Menschen passen Klamotten oft nicht? Und sobald man einmal 'ne Woche krank ist, nimmt man sofort 5 Kilo ab und ist untergewichtig. Man fühlt sich genauso unwohl in seinem Körper. Zumindest, wenn man gesund und schlank ist. Zu Essstörungen werde ich mich nicht äußern, weil ich mich damit absolut nicht auskenne.

Aber wer ist Schuld daran, dass sich jeder mit jedem vergleicht, dass jeder Mensch besser, als sein bester Freund sein möchte, dass alle versuchen sich in allen Lebensbereichen zu überbieten, um ihr Ego ja auch auf dem höchsten Punkt zu halten?

Auch ich habe schon mal über jemanden gesagt „Oh Gott, was hat die denn an?!“, aber selbst das gehört zu Body Shaming. Und ich schäme mich dafür. Und das sollte jeder von euch, denn ich bin mir absolut sicher, dass alle mit keiner Ausnahme schon einmal jemanden angeschaut oder ein Foto von jemandem gesehen haben und gedacht haben, dass „das ja mal gar nicht geht“. Es ist falsch über andere Menschen zu urteilen und trotzdem tun wir es täglich. Ich schätze das ist einfach eine lästige menschliche Angewohnheit, die uns irgendwann mal durch das perfekte Bild der Frau in den Medien eintrichtert wurde und die wir nicht mehr loswerden.

Aber wenn jeder von euch einfach mal anfängt seinen Mund zu halten oder einfach nachzudenken bevor man was sagt und welche Auswirkungen Worte auf Menschen und ihr Verhalten haben können und wenn ihr nicht gleich zur besten Freundin rennt und über die Leopardenleggins des Mädchens sprecht, das keine perfekte Figur hat und wenn jeder einfach mal darüber nachdenkt, wie er oder sie sich gefühlt hat, als er oder sie mal einen Kommentar über sein oder ihr Aussehen gehört hat, dann sollte es doch irgendwie möglich sein die Welt zu einem leichteren Ort zu machen.

Wieso müssen wir Menschen uns ständig gegenseitig das Leben schwer machen? Wieso müssen wir uns ständig verletzen? Richtig. Weil Menschen schreckliche Kreaturen sind. Wir sind Tiere. Aber nur bestimmte Menschen sind wichtig. Wir sollten nicht auf die Meinung der Menschen über unsere neue Halskette oder unsere Tattoos oder unsere neuen Schuhe achten, die uns sowieso nicht wichtig sind. Es gibt immer Menschen auf diesem Planeten, die sind einfach Abfall, die wird man nie verändern, weil sie unzufrieden mit sich selbst sind und deswegen andere Menschen schlecht machen müssen. Aber versuchen wir doch einfach alle mal genau die zu ignorieren, so lange bis sie verstanden haben, dass auch sie ihren Blick auf die Welt und auf diese schrecklichen Schönheitsideale ändern müssen. Wir können andere nicht ändern, nur unsere Einstellung zu ihnen. Also versuchen wir es doch einfach, lasst uns einfach mal positiv denken, lasst uns die Menschen ihr Leben so leben, wie sie es wollen. Und wenn es uns nicht passt? Was machen wir dann? Ganz genau. Einfach mal die Fresse halten. Weil es uns absolut nichts angeht, ob ein Mensch dick ist oder dünn, groß oder klein, welche Religion oder Hautfarbe oder Sexualität er oder sie hat. Wir alle sind doch eigentlich alle nur Menschen und sollten und müssen uns gegenseitig unterstützen.

Sicher hat jeder den Traum vom perfekten Körper, vom schönsten Gesicht. Jeder möchte so sein, wie das Schönheitsideal der Gesellschaft es uns vorgibt, damit wir auch ja gut reinpassen, bloß nicht auffallen oder polarisieren. Aber was ist denn, wenn wir alle akzeptieren, dass wir anders sind? Wir sind alle unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Idealen und unterschiedlichen Lebensvorstellungen und das sollten wir akzeptieren. Diese ganzen Ideale bleiben immer, aber Body Shaming können wir stoppen, indem wir bei uns selbst anfangen.

Ich hoffe, dass sich keiner durch diesen Post angegriffen fühlt und wenn doch war das absolut nicht meine Absicht. Mich regt es nur so auf, dass Menschen wie Meghan Trainor sich zwar positiv für kräftigere Frauen einsetzen, aber auf der anderen Seite dünne Mädchen direkt als Schlampen hinstellen und dass solche Menschen dann auch noch Preise für ihre Musik bekommen ist für mich unverständlich. Das ist ganz sicher nicht der Sinn der Sache. Man sollte sich, wenn man sich schon einsetzen und seine Reichweite nutzen will, für alle Menschen einsetzen und nicht nur für einen bestimmten Teil.

Bis zum nächsten Aufreger!


Eure Vivi.

Samstag, 16. Mai 2015

Wie wirkt sich das deutsche Schulsystem auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus?

Das Thema „Deutsches Schulsystem aus der Sicht von Schülern“ lässt sich meiner Meinung nach nicht kurz halten. Man kann die Probleme, die immer offensichtlicher werden, nicht in einen 140 Zeichen Tweet stecken, der von Gedichtsinterpretationen in 3 Sprachen handelt. Man kann die Schuld nicht nur auf eine einzige Person schieben und man kann allgemein über das Thema Schule stunden-, wochen- und jahrelang debattieren und diskutieren. Zu einem Ergebnis würde man trotzdem nicht kommen.

Wenn man nach einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss sucht, muss man den Kontext schon ziemlich intensiv durchwühlen und selbst dann blickt man in dem ganzen Bildungswesensdurcheinander kein bisschen durch.

Dennoch gibt es ein paar Grundthemen, über die sich die Öffentlichkeit permanent aufregt, und genau da möchte ich hier weitermachen. Ich möchte mich auch mal so richtig aufregen.

Ich bin jetzt 18 Jahre alt, mache gerade mein Abitur, habe alle Prüfungen hinter mir und kann also ein Résumé ziehen.

Wenn ich den Satz „Jaja, wenn du erwachsen bist, wirst du dich noch nach deiner Schulzeit sehnen!“ höre, will ich schon schreien und um mich schlagen. Die einzige Zeit, die ich vermissen werde, ist die Grundschulzeit (obwohl auch die durch Mobbing überschattet wurde), weil man da noch Kind sein durfte. Weil man da noch genug Zeit hatte, um den Stoff zu lernen. Weil man da noch nicht drei Arbeiten in einer Woche geschrieben hat, während man sich auf zwei Referate vorbereiten, eine Unterrichtsstunde gestalten und sich Ausreden ausdenken musste, damit man nicht beim Schwimmunterricht mitmachen musste.

Ich muss ehrlich gestehen, ich bin gerne zur Schule gegangen, bis zuletzt. Einfach weil man einen geregelten Tagesablauf hat, weil man nicht so viel über sich selbst nachdenken konnte und weil man einfach etwas hatte, hinter dem man sich verstecken konnte. Einen Schutz, eine Sicherheit.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich, sobald ich erfahren habe, dass G8 eingeführt werden soll, einfach nur weinen und mich verkriechen wollte. Ensthaft, wer hat sich diesen Müll ausgedacht, wer hat sich PISA ausgedacht, welcher Idiot saß irgendwann an seinem Schreibtisch und dachte „Poah, die Welt hat ja nicht schon genug Probleme, lasst uns eine Studie einführen, die dafür sorgt, dass sich Schüler aufgrund des Drucks durch wöchentliche Tests, massenweise Hausaufgaben und 10 Stunden Unterricht am Tag irgendwann alle umbringen wollen! Ist doch witzig!“

Ich will wirklich einfach nur schreien. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber wenn ich Sätze wie „Unserer Jugend fehlen wichtige Grundkenntnisse in Mathemathik und naturwissenschaftlichen Fächern!“ lese, möchte ich meinen Kopf nur noch gegen die Wand schlagen. Es ist wirklich SCHEIßEGAL, wie gut man in Mathe oder Physik oder Chemie ist, wenn man sich nicht vorstellen kann in einem dieser Themengebiete zu arbeiten.
Was ich persönlich WIRKLICH gerne in der Schule gehabt hätte, anstelle von solchen theoretischen Fächern mit denen ich nie wirklich etwas anfangen konnte, wäre etwas Praktisches. Kochen, Handwerken, Hauswirtschaft. So was halt. Ich weiß, dass es immer noch vereinzelt Schulen gibt, die so etwas lehren, aber wieso ist das nicht mehr deutschlandweit ein Thema?

Ich möchte nicht behaupten, dass ich durch die Schule nichts gelernt habe, aber ich werde niemals später im Supermarkt stehen und berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit das ungeschnittene Graubrot oben rechts im Regal in einem 90 Grad Winkel auf den Boden fällt.
Aber an den Herd traue ich mich ohne Aufsicht oder zumindest einem Telefon in der Nähe (falls doch die Feuerwehr kommen muss) nicht, beim Nähen muss ich aufpassen, dass ich meinen Finger nicht an das Kissen nähe oder verblute, Möbel zusammenbauen habe ich mir selbst beigebracht.

Natürlich haben die Eltern einen großen Teil dazu beizutragen, dass ihre Kinder die grundsätzlichen Dinge des Lebens erlernen. Aber trotzdem, wieso darf man nicht einfach selbst entscheiden, welchen Schulweg man in seinem Leben gehen möchte? Wieso kann man nicht sagen „Hey, ich würde gerne ein Jahr anstelle von Mathe den Kochkurs belegen!“? Sicher, das würde ein riesiges Durcheinander mit den Kursen geben und es würden auch nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Aber irgendwo anzufangen die Schüler in einem DEMOKRATISCHEN politischen System miteinzubeziehen wäre ja schon mal ganz nett.

Ich will hier jetzt auf keinen Fall sagen, dass meine Vorschläge perfekt sind, denn das sind sie nicht. Es sind wohl eher Wunschvorstellungen einer frustrierten Jugendlichen, die sich 12 Jahre durch die Schulzeit gequält und es einfach satt hat.

Dennoch, hier ein Auslöser für meinen Hass gegen die Bildungspolitik:
Ich habe nach der 9. Klasse Französisch abgewählt – aus Gründen.
Ich habe mich dann für Spanisch entschieden, da es meiner Muttersprache italienisch sehr nahe kommt (und ich Physik und Chemie abwählen wollte).
Sicherlich habe ich in den 3 Jahren Spanisch einiges lernen dürfen. Zum Beispiel könnte ich mich fließend über die Immigration zwischen Afrika und Spanien unterhalten. Oder Kinderarmut. Oder einen spanischen Roman, dessen Inhalt ich bis heute wiedergeben kann, ohne ihn jemals richtig verstanden zu haben.
Die Frage ist jetzt nur: Werde ich jemals nach Mallorca in den Urlaub fliegen und mich mit einem Einheimischen darüber unterhalten, welche Vor- und Nachteile die Agrarwirtschaft hat? Oder will ich einfach nur nach der besten Tapasbar fragen? Ich denke, dass sich das selbst beantwortet.

Man lernt in der Schule mit absoluter Sicherheit irgendwas, aber mir stellt sich die Frage danach, ob der Stoff, den man sich vor Klausuren in sein Kurzzeitgedächtnis prügelt, um seine Leistungen wenigstens dann erbringen zu können, auch wirklich unbedingt notwendig ist. Alle Lehrer beschweren sich ständig darüber, dass sich ihre Schüler nicht für den Unterricht interessieren, aber ist das bei Themen, die einem für das weitere Leben eigentlich nur wenig oder wenn nur kurzzeitig etwas bringen, ein Wunder?

Und wo wir ja jetzt schon beim Kurzzeitlernen angekommen wären, stellt sich eigentlich nur noch die Frage. Was stellt der ganze Mist überhaupt mit Kindern und Jugendlichen an?

Diese ganzen Bildungsminister und Anzugträger, die behaupten die große Ahnung von allem und jedem innerhalb eines Schulgebäudes zu haben, haben in Wirklichkeit mit hunderprozentiger Sicherheit seit Jahren, wenn nicht Jahrzenten, keine Schule mehr von innen gesehen. Die haben ihre Sekretäre, die ihnen statistische Informationen zum Mund reden und aufgrund dieser dann einfach beschließen, Schulsysteme mehrmals im Jahr einfach umzuwerfen.

Nur für diese scheiß Statistik.

Aber was die meisten dieser Möchtegernschlaumeier vergessen ist, dass Schüler Menschen sind. Wir sind einfach nur Menschen. Kinder und Jugendliche, die unter dem ganzen Schulstress und Leistungsdruck so leiden, dass sie ihre Persönlichkeitsausbildung total in den Hintergrund schieben und sich gar nicht darauf konzentrieren können, überhaupt eine Identität zu entwickeln, weil sie beschäftigt sind Leistung abzuliefern. Leistung, Leistung, Leistung.

Was für Stoff vermittelt wird ist mittlerweile schon scheißegal, die Hauptsache ist doch, dass Deutschland im internationalen statistischen Vergleich gut abschneidet und sich mit guten Ergebnissen brüsten kann. Aber haben Industriestaaten so etwas wirklich nötig? Gibt es nicht wichtigere Dinge auf der Welt, um die man sich wirklich kümmern sollte?

Das Schlimmste ist allerdings, dass es den meisten überhaupt nicht auffällt, wie krank Schüler durch die Schule werden. Dabei spreche ich von psychischen Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen, von Panikattacken, Versagens- und Zukunftsängsten. Es stehen uns Jugendlichen in dieser modernen Welt so viele Türen offen und wir haben überhaupt nicht die Zeit hinter jede dieser Türen zu schauen, zu entdecken, was dahinter ist, und zu entscheiden, welcher Weg für uns der richtige ist. Wir werden durch hohe Erwartungen von ganz oben oder auch von der Familie in eine Rolle gezwängt, in die man gar nicht reinpasst und auch gar nicht reinpassen will.
Und wieder stellt sich die Frage: Wann werden die Schüler denn mal gefragt?

Ist es heutzutage wirklich normal, dass einer von zwei Schülern an Depressionen leidet und mit Sicherheit jeder von ihnen bereits in jungen Jahren Zukunftsängste hat? Ist es wirklich normal geworden, dass die Welt die Augen davor verschließt, wenn sich Jugendliche von Brücken stürzen, weil sie mit dem ganzen sozialen Druck, der auf ihnen lastet, nicht umgehen können? Wenn das wirklich Normalität ist, dann möchte ich kein Teil dieser Gesellschaft mehr sein.

Freizeit ist für Schüler heutzutage ein Fremdwort, entweder, weil sie ihre gesamte Zeit Zuhause mit lernen, Hausaufgaben und Referatsvorbereitungen verbringen, oder weil sie sich in ihren Depressionen im Bett verstecken und schlafen, schlafen, schlafen, sich gar nicht mehr für ihre Noten interessieren, ist ja eh alles egal, ich packs ja eh nicht. Oder weil sich manche einfach das Hirn wegsaufen und wegkiffen und wegrauchen und wegfeiern, einfach nur, um ihren Problemen zu entfliehen, die Jugendliche nun einmal verständlicherweise haben und die sie nicht einfach so bewältigen können. Oder weil sie Wendy lesende Voltigierkünstler, Ballettänzer, Geigenspieler, Pfadfinder und Messdiener sind.

Mich macht die gesamte Situation einfach nur sauer. Ich habe das Gefühl, dass das Bildungssystem schon lange nicht mehr demokratisch ist und ich will nichts heraufbeschwören oder sonst was, aber das, was zurzeit da oben abgeht, nimmt schon diktatorische Züge an. Man sollte sich mal darüber klar werden, was wichtiger ist, Arbeitskräfte, die jede Woche krank sind, die sich in ihren Gebieten nicht richtig auskennen (können), die schon früh Burn Outs erleiden. Oder Arbeitskräfte, die mehr Zeit zum Lernen hatten, die mit Leidenschaft in ihrem Beruf arbeiten, die sich auskennen.

Das Traurige ist, dass man nichts an der derzeitigen Situation ändern kann. Man kann demonstrieren, Briefe an das Bildungsministerium schicken, Petitionen unterschreiben lassen. Aber im Endeffekt machen doch eh alle, was sie wollen. Und eigentlich bringt es gar nichts, sich darüber aufzuregen. Aber trotzdem, Oma, Opa: Schule ist nicht so einfach wie ihr immer denkt. Schule ist anstrengend, Schule ist stressig, Schule nimmt dir die Möglichkeit dich selbst zu entwickeln und auch mal Freizeit zu haben und das nur, weil irgendwelche Heinis sich irgendwann überlegt haben, dass ihre tollen deutschen Schüler nicht die Leistungen in bestimmten Bereichen erbringen, die sie sich erhofft hatten.

Applaus Deutschland, du verdienst einen Orden für deine grandiose Bildungspolitik.

Bevor ich noch einen Herzinfarkt bekomme, verabschiede ich mich von diesem Blogpost, eigentlich sollte ich den nochmal überlesen und auf Rechtschreibfehler überprüfen, aber ich glaube, dass es nicht ganz so gut für meinen Blutdruck wäre, wenn ich mich jetzt weiterhin mit diesem Thema befasse.

Also, bleibt stark!


In Liebe, Vivi.

Freitag, 15. Mai 2015

Mobbing - Zeigt darüber sprechen Stärke oder sucht man eigentlich nur Aufmerksamkeit?

Ich musste nicht lange überlegen, wovon mein erster Blogpost handeln soll, weil ich schon lange MEINE Meinung und MEINE Erfahrungen dazu loswerden wollte und Anderen in ähnlichen Situationen zeigen möchte, dass sie nicht alleine sind und dass es Möglichkeiten gibt Mobbing zu überstehen. Und zu überleben.

Über Mobbing sprechen ist immer so eine Sache für sich – was ist Mobbing überhaupt, darf man darüber sprechen oder sucht man dann sofort Aufmerksamkeit, wo fängt Mobbing an, wo hört Mobbing auf, was richtet Mobbing mit Menschen an und und und.

(Kurzer Hinweis: Ich werde im folgenden Text nur über meine eigene Meinung, meine Erfahrungen und meine Gefühle sprechen und erlaube mir nicht meine Gedanken zu verallgemeinern.)

Fangen wir an, indem wir uns zunächst überlegen, was Mobbing ist, wie es sich anfühlt und woran man überhaupt merkt, dass man gemobbt wird.

Mobbing beginnt für mich da, wo es anfängt wehzutun. Egal, ob physisch oder psychisch. Egal, ob ein Tritt in den Magen morgens vor der Schule oder ein „Du bist fett!“ im Internet. Egal, ob online oder im Reallife.

Es gibt jetzt garantiert viele, die denken „Poah was redet die da, die hat doch überhaupt keine Ahnung und will sich nur aufspielen!“, aber ganz im Ernst? Ich hab die Scheiße schon mehr als einmal durchgemacht. Und nur, weil ich einen Blogpost darüber schreibe, bedeutet das nicht, dass ich Aufmerksamkeit suche, sondern dass ich es endlich geschafft habe darüber zu sprechen, ohne in Tränen auszubrechen und mich danach mit Panikattacken in den Schlaf zu weinen.

Damit ihr, die vielleicht auch gerade so eine schwierige Zeit durchstehen, wirklich das Gefühl bekommt, dass ihr nicht alleine seid, dass es nicht „normal“ ist, dass ihr gemobbt werdet und dass ihr es auch nicht „verdient“ habt so behandelt zu werden, lege ich euch einfach mal kurz meine Geschichte dar.

Ich war eigentlich schon immer ein ziemlich unbeschwertes, lebensfrohes Mädchen, meine Kindheit war wunderbar, meine Eltern lieben sich auch heute noch wie am ersten Tag, meine Geschwister und ich haben uns nie gestritten, meine ersten 2 Jahre in der Grundschule sind super verlaufen und ich war Jahrgangsbeste.

Dann sind wir jedoch umgezogen und ich musste die Schule wechseln.

Ich war zwar sehr schüchtern, habe aber dennoch relativ schnell neue Freunde gefunden und kam mit jedem gut zurecht.

Aber irgendwann war leider Schluss mit der Idylle.

Einer meiner Mitschüler, der sich für den größten und coolsten und tollsten Macker der 3. Klassen hielt, hat irgendwann beschlossen, mir mein Leben schwer zu machen.
Er hat mir in den Pausen meine Sachen gestohlen, hat meine Lieblingsjacke in die Mülltonne geschmissen und meinen Eltern Briefe geschrieben in denen stand, dass ich ein „Bastard“ sei, weil meine Eltern nicht verheiratet waren und mein Vater Sizilianer ist. Auch andere Schimpfwörter sind gefallen, die hier nichts zur Sache tun.

Meinen Eltern habe ich aus einem Grund über Wochen nicht erzählt, was mit meinen „verloren gegangenen Sachen“ passiert ist. Ich wurde jede Pause von diesem besagten Jungen getreten und geschlagen, hatte blaue Flecken an meinem ganzen Körper und habe mich vor lauter Angst nicht mehr in die Schule getraut, mich nur noch Zuhause versteckt und geweint.
Erst nach Wochen habe ich meinen Eltern davon erzählt, die sofort eingegriffen und sowohl mit seinen Eltern, als auch mit der Schulleitung gesprochen haben. Danach hatte der ganze Spuk endlich ein Ende.

Meine erste Mobbingerfahrung hatte ich also, als ich 8 Jahre alt war. Vor 10 Jahren.

Aber als wäre das nicht genug, ging das ganze Spiel auf der weiterführenden Schule natürlich weiter.

Als ich 12 war sind wir auf Skifreizeit nach Österreich gefahren, ich war das erste mal alleine von Zuhause weg, hatte schreckliches Heimweh und auch noch eine Lungenentzündung bekommen.
Ich hatte eine beste Freundin, die irgendwann beschloss, mich einzutauschen, um einem anderen Mädchen zu gefallen. Es wurden die wildesten Gerüchte über mich herumerzählt, ich wurde ausgelacht, ich wurde beschimpft, ich wurde ausgeschlossen und tada – plötzlich hatte ich keine Freunde mehr. Über Wochen bin ich alleine in den Pausen durch die Schule gewandert und habe mich Zuhause bei meinen Eltern ausgeweint, die nicht mehr sagen konnten außer „Kinder können grausam sein, aber glaub mir, alles wird gut, jeder Mensch bekommt seine gerechte Strafe.“
Ein Kind mit 12 versteht sowas nicht. Ein Kind mit 12 braucht soziale Kontakte. Ein Kind mit 12 braucht Freunde.

Als ich auch das überstanden und mir langsam meinen kleinen Freundeskreis zurückerobert hatte, begann jedoch die bisher schlimmste Zeit in meinem Leben.

Mit 14 Jahren war ich kurz davor alles hinzuschmeißen.

Es gab da 2 Mädchen in meiner Klasse, typische „Ich brauch Aufmerksamkeit, also fang ich mit 12 an zu rauchen, hab jede Woche einen neuen Freund, ärger kleinere Kinder und beschimpfe die Lehrer“ Mädchen, die mir 1 Jahr lang mein Leben zur Hölle gemacht haben.
Es fing alles ganz harmlos an, wir waren sogar zu Beginn alle noch Freundinnen, haben uns privat getroffen, haben uns bei Problemen gegenseitig geholfen.
Aber irgendwann ging das Gerücht rum, ich hätte eine der beiden hinter ihrem Rücken beleidigt und dann ging der Terror los.
Ich wurde vor der ganzen Klasse so lange bloßgestellt und beschimpft, bis ich geweint habe und selbst dann wurde ich noch ausgelacht. In all meinen sorgfältig angelegten Heften und an der Tafel standen Sprüche wie „Ich bin dumm“, „Ich bin magersüchtig“, „Ich bin scheiße“, „Ich kann sowieso nichts“ ect. Mir wurden Schläge mit Schlagringen angedroht, ich wurde nachts von fremden Männern angerufen, die mir gesagt haben, dass ich aufpassen sollte, wenn ich das nächste Mal vor die Tür gehe, weil sonst was Schlimmes passiert, meiner Familie wurde gedroht und ich war am Ende.
Ich konnte nicht mehr.
Ich wollte nicht mehr.
Meine Familie war ratlos, ich wollte nicht, dass wir zur Schulleitung oder zur Polizei gehen, weil ich der Meinung war, dass ich das „verdient“ hatte, dass ich halt einfach scheiße bin, dass das alles nur noch schlimmer machen würde.
Ich habe mich 1 Jahr lang jede Nacht in den Schlaf geweint, nichts konnte mich noch glücklich machen.

Und dann habe ich 2011 die Musik entdeckt.

Da ich keine Freunde mehr hatte – schon wieder – habe ich mich stattdessen nach der Schule mit singen beschäftigt, mit Auswendiglernen von Texten, ich habe mir Interviews von meinen Lieblingsmusikern angeschaut, habe Lyrics in alle Einzelheiten auseinander genommen bis ich sie verstanden hatte.

Irgendwann, nach unzähligem Anhören von Casper's Unzerbrechlich und Ed Sheeran's Give Me Love habe ich mich dazu entschlossen mit meinem Klassenlehrer zu reden und dann ging alles ganz schnell:
Beide Mädchen haben schneller die Schule verlassen, als sie gucken konnten, was heute aus ihnen geworden ist möchte ich erst gar nicht erwähnen.

Meine dritte Mobbingerfahrung hat also mit 14 Jahren angefangen und mit 15 Jahren aufgehört.

Und 1 Jahr später habe ich erneut eine Mobbingschelle bekommen. Diesmal von meiner damaligen besten Freunden, die es bevorzugte, mich vor unseren Freunden bloßzustellen, ihnen zu erzählen, was für ein schlechter Mensch ich wäre und wie egoistisch und eingebildet ich wäre und sie so weit zu bringen, dass ich – wer hätte es auch anders erwartet – wieder alleine dastand. Dabei war ich diejenige, die sie aufgefangen hat, ich war diejenige, die sich immer erst um das Wohl der Anderen und dann irgendwann um sich selbst gekümmert hat. Jedoch hatte ich zu der Zeit schon Twitter und mir durch das Internet einen Freundeskreis aufgebaut, zu dem ich auch heute noch Kontakt habe.

Ihr seht also: Meine Liste ist lang. Und lange nicht alles. Aber das Wichtigste.

Und nun zu der Frage, was Mobbing mit Menschen anrichtet.

Mobbing ist vielseitig, wie bereits erwähnt, und kann Menschen unterschiedlich hart treffen. Einige stecken das locker weg, ignorieren blöde Kommentare oder den morgendlichen Schlag in den Rücken. Andere, sensiblere Menschen (wie ich), können damit sehr sehr schlecht umgehen. Vor allem, wenn es in der Familie keinen Streit gibt, wenn alles harmonisch abläuft, wenn man nicht weiß, wie man sich wehren soll. Wenn man irgendwann denkt, dass es zur Normalität gehört gehasst zu werden ohne den Grund zu kennen. Und ich habe NIE, bei keiner einzigen Mobbingattacke, einen plausiblen Grund erfahren, der so ein Verhalten rechtfertigen würde.

Mobbing zerstört Menschen. Mobbing zerstört nicht nur das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen, aber auch das Vertrauen zu anderen. Einem wird die Möglichkeit genommen positiv zu denken, über seine Probleme zu sprechen, sich wie ein Mensch zu fühlen. Das Gefühl des „Du kannst nichts, du bist nichts, du wirst nie etwas sein“ nimmt dir die Luft zum Atmen, treibt dich immer weiter in deinen Kummer und in Depressionen. Und ja, auch ich hatte diese. Und leide immer noch darunter. Mobbing wirkt sich auf dein gesamtes Leben aus, was viele vergessen, die andere fertig machen und das alles ja nur als „Spaß“ sehen oder andere ärgern, weil sie dazugehören wollen. Alles verdammter Bullshit.

Jeder, der schon mal gemobbt wurde, kennt das Gefühl der Hilflosigkeit nur zu gut. Man traut sich nichts zu sagen, weil man noch Schlimmeres befürchtet, verkriecht sich, wird noch stärker gemobbt und so weiter, es ist ein ewiger Teufelskreis aus dem man alleine nur schwer rauskommt.


Um jetzt aber mal von dem deprimierenden Teil wegzukommen, der hier überhaupt nicht im Vordergrund stehen soll, werde ich nun versuchen irgendwie...Tipps zu geben. Ich weiß, das ist alles immer so eine Sache für sich, aber ich kenne mich aus, ich weiß, was euch vielleicht helfen oder vielleicht auch retten kann.

  1. Vertraut euch jemandem an.

Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist. Ich weiß, dass viele keinen so starken Familienrückhalt und viele in solchen Situationen keine Freunde haben. Aber es gibt Sozialarbeiter, Mitarbeiter vom Jugendamt, Jugendclubs, es gibt mittlerweile sogar das Internet in dem ihr unzählig viele Möglichkeiten habt mit Menschen in Kontakt zu treten und über eure Probleme zu sprechen. Darüber sprechen hilft und macht stark, auch wenn es meistens zuerst einfach unfassbar wehtut. Aber traut euch, überwindet eure Angst und sucht euch eine Vertrauensperson.

  1. Sucht euch etwas, das euch hilft stark zu bleiben und neuen Lebensmut zu gewinnen.

Damit meine ich, dass ihr euch etwas sucht, dass euch mit Leidenschaft ausfüllt, bei mir war – und ist es immer noch – die Musik. Aber selbst, wenn ihr nicht singen könnt oder musikalisch untalentiert seid, wenn ihr keine Instrumente spielen könnt und euch die Motivation fehlt mit dem Lernen anzufangen – es gibt so unfassbar viele Möglichkeiten! Fangt am besten mit einem Sport an, vielleicht sogar mit Kampfsport, durch sowas gewinnt man Selbstvertrauen und Stärke, tritt vor anderen ganz anders auf und kann Mobbingangriffe besser abwehren, das hat mir persönlich unfassbar geholfen!

  1. Versteckt euch nicht im Internet.

Ja, ich habe gesagt, dass man sich Freunde im Internet suchen kann. Und vielleicht ist das tatsächlich in den schlimmsten Zeiten das Einzige, das hilft. Aber fangt nicht an euch euer Leben im Internet schön zu reden. Ihr müsst auch in der Realität etwas ändern. Videospiele oder YouTube-Videos oder Serien auf Netflix lenken euch vielleicht ab und geben euch kurzzeitig Selbstvertrauen, ihr müsst euch aber auch darüber im Klaren sein, dass die Wirklichkeit existiert, das ein Leben abseits des Internets existiert, das ihr wieder auf die Reihe bekommen müsst.

  1. Sucht euch psychologische Hilfe.

Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Punkt erklären soll, weil es mir selbst sehr nahe geht. Aber es ist wirklich so, dass man als Mobbingopfer psychologische Hilfe in Anspruch nehmen MUSS. Man kann das alles vor allem in jungen Jahren überhaupt nicht alleine verarbeiten oder lernen damit umzugehen. Da können die Eltern und die Freunde noch so weise sein.
Psychologen haben immer etwas Abschreckendes, was auf mich allerdings schon immer faszinierend gewirkt hat. Bitte lehnt so etwas nicht ab, nur weil ihr denkt, dass ihr „nicht verrückt“ seid. Kein Psychologe der Welt denkt, dass seine Patienten verrückt sind. Sie helfen nur dabei, dass man lernt über seine Gefühle zu sprechen, dass man lernt soziale Kontakte aufzubauen, dass man mit sich selbst ins Reine kommt, dass man wieder Selbstwergefühl erlangt. Sie reden einem Mut zu, den man von Eltern und (Internet-)Freunden nicht immer bekommt. Sie unterstützen. Also, bitte zieht diese Möglichkeit in Betracht.

  1. Versinkt nicht in Selbstmitleid

Das war/ ist mein persönlich größtes Problem. Man bemitleidet sich selbst. Man gibt sich seinem Schicksal hin, weil man denkt, dass man all das verdient hat und dass das Schicksal schon alles richten wird. Ich hab mich tage-, wochen-, monatelang in meinem Zimmer eingesperrt, Musik gehört, an die Decke gestarrt und nichts gefühlt. Rein gar nix. Absolute Gleichgültigkeit. Ab und zu wurde ich von Panikattacken unterbrochen, die dazu geführt haben, dass ich nicht mehr atmen konnte, ich gezittert habe, vor Übelkeit nicht mehr klar denken konnte. Und danach? Alles wieder still. Und ich habe das so hingenommen. Aber das dürft ihr nicht! Selbst wenn ihr allein seid, wenn ihr einen Scheißtag habt, wenn ihr nicht mehr leben wollt, wenn euch alles hoffnungslos erscheint, dann gibt es meiner Meinung nach nur eine einzige Sache, die euch helfen kann, weil sie mir geholfen hat. GEHT RAUS. Schnappt euch euer Handy, eure Kopfhörer, dreht 30 Seconds To Mars oder K.I.Z. laut auf, schnappt euch eure Kamera und geht raus. Auf's Feld, in euren Garten, in die nächste Einkaufsstraße, an euren Lieblingsplatz. Aber geht raus. Frische Luft bewirkt wahre Wunder und hilft euch einen klaren Kopf zu bekommen. Und wenn ihr dann draußen seid versinkt nicht erneut in Selbstmitleid, sondern versucht zu verstehen, WIESO ihr euch gerade so fühlt. Redet euch selbst Mut zu, stellt euch von mir aus morgens vor den Spiegel und sagt 20 Mal, dass ihr wunderbar seid, denn das seid ihr wirklich.

Es hat mich jetzt 2 Stunden gekostet das hier aufzuschreiben und ich hoffe, dass es irgendjemanden anspricht. Ich weiß, dass ich nicht die Welt verändern kann, das will ich auch gar nicht. Ich möchte nur erreichen, dass sich Kinder und Jugendliche und auch Erwachsene nicht alleine fühlen. Ich möchte, dass ihr wisst, dass kein Leben perfekt ist, dass jeder Mensch mit Problemen zu kämpfen hat, weil das Leben an sich ein einziger Kampf ist. Aber es gibt immer Hoffnung, irgendwo ist immer ein Licht am Ende des Tunnels.

Ich will hiermit darauf aufmerksam machen, dass Mobbing real ist, dass Mobbing keine Einbildung oder Hirngespinste oder Halluzinationen sind, dass sich Mobbing auf das ganze weitere Leben der Betroffenen auswirkt und ich hoffe, dass die, die das hier lesen und die schon einmal jemanden gemobbt haben oder es gerade tun, jetzt darüber nachdenken, was für widerliche Idioten sie eigentlich sind. Ihr macht euch damit nicht beliebt, ihr seid dadurch nicht cool, ihr gewinnt dadurch zwar Anerkennung, aber auch nur von „Freunden“, die gar keine richtigen Freunde sind. Ihr nehmt Menschen dadurch die Möglichkeit und die Freiheit sie selbst zu sein. Und ihr seid der Grund dafür, weswegen sie lebenslang mit einem Vertrauensproblem zu kämpfen haben, weil sie Angst davor haben verletzt zu werden und einen Schutzwall um sich herum bauen. Ihr seid der Grund, dass es Menschen schlecht geht und dass sich Menschen umbringen oder umbringen wollen. Denkt mal darüber nach und überlegt euch, ob ihr dafür verantwortlich sein wollt und ob es dann immer noch so „cool“ ist.

An alle anderen: Ich weiß, dass das hier viel zu viel ist. Wahrscheinlich wird sich niemand die Zeit nehmen alles zu lesen, aber falls ihr es tut: Dankeschön. Das bedeutet mir viel.
Ich kann sagen, dass ich das Schlimmste wohl hinter mir habe, aber ich weiß, dass sich viele noch genau in solchen Situationen befinden und ich will, dass ihr wisst, dass ihr immer mit mir sprechen könnt. Schreibt mir einfach. Jederzeit. Ich hab immer ein offenes Ohr und einen guten Schlaumeierrat auf Lager. Und vielleicht einen schlechten Witz, der euch wieder zum Lachen bringt.


Ganz viel Liebe, Vivi.

Roomtour 2017 in Blogpost-Form

Hi! Ich habe mir vor kurzem einen neuen Schreibtisch und ein neues Bücherregal zugelegt, weil ich einfach viel zu wenig Stauraum für m...