Eine
Armlänge Abstand?
Hi!
Bevor
ich anfange über die derzeit sehr intensiv diskutierten Zustände in
Köln und alles rund um den Ausdruck „Eine Armlänge“ zu
schreiben und mich ein wenig auszulassen, möchte ich eins vorab
sagen:
Es tut
mir so leid, dass ich seit ungefähr 3285723 Jahren keinen einzigen
Blogpost mehr hochgeladen und generell total unaktiv geworden bin,
aber seit ich studiere und beschlossen habe meinen gesamten
Lebensstil etwas umzukrempeln, hab ich einfach überhaupt keine Zeit
mehr gefunden. Der zweite Grund ist meine fehlende Kreativität und
dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, mit welchem Thema ich mich
über einen gewissen Zeitraum befassen und über den ich wirklich
schreiben möchte – kein Wunder, wenn man mit dem Kopf tief in
Theorien von Brezinka und Kron und Psychophysik steckt.
Aber das
soll jetzt erst mal alles Teil der Vergangenheit sein, denn ich bin
endlich zurück! Und das mit einem Thema, das mich auch persönlich
in gewisser Hinsicht betrifft.
Um euch
erst mal einen kleinen Überblick zu verschaffen:
In der
Silvesternacht (31.12.2015) ist es zu sexuellen Übergriffen an der
Domplatte in Köln gekommen. Überwiegend
männliche Personen nordafrikanischer bzw. arabischer Herkunft sollen
Frauen (derzeit liegen über 170 Anzeigen vor) sexuell bedrängt,
belästigt, in zwei Fällen sogar vergewaltigt, und oft auch
ausgeraubt haben.
Was
die ganze Sache an sich aber noch viel schlimmer und dramatischer
macht, als sie sowieso schon ist, ist die Tatsache, dass die
Polizei...wohl anscheinend geschlafen hat, als es zu all den
Übergriffen gekommen ist.
Es
heißt, dass sie vollkommen überfordert und deutlich in der
Unterzahl gewesen waren und bei der Bitte um Hilfe mehrerer Frauen
nur bedingt gehandelt haben (und handeln konnten).
Hauptsächlich
möchte ich mich aber heute über den Ausdruck der Kölner
Oberbürgermeisterin Henriette Reker auslassen.
Sie
wurde von einer Journalistin gefragt, wie man sich als Frau besser
schützen könne. Ihre Antwort war: „Es ist immer eine Möglichkeit,
eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge
betrifft.“
….
…....
…..............
JA
GUT, ALLES KLAR, IST IN ORDNUNG.
ALS
DAS KAM BIN ICH FAST VOM STUHL GEFALLEN.
Wäre
ICH an ihrer Stelle gewesen, wäre das erste, das ich gesagt hätte
„Zunächst einmal liegt es nicht an den Frauen, dass solche
Vorfälle passieren. Wir sind ein Land, in dem Frauen emanzipiert
sind und sich frei bewegen dürfen und sie verlangen ja nicht, dass
man sie sexuell belästigt und ausraubt und damit rechnen, dass ihnen
so etwas zustößt, können sie auch nicht.“ ABER DOCH NICHT, DASS
MAN EINE ARMLÄNGE ABSTAND HALTEN SOLL???
Ich
mein, soll ich mir jetzt 'nen Regenschirm an den Arm kleben? Oder
darf ich mich jetzt nicht mehr in der Bahn auf freie Plätze setzen,
wenn daneben schon jemand sitzt, weil das ja nicht mehr einer
Armlänge Abstand entspricht??? Muss ich jetzt einschreiten, wenn ich
jemanden auf der Straße sehe, der eine Armlänge Abstand nicht
einhält? Darf ich mich an Karneval als eine Armlänge verkleiden?
Fragen
über Fragen über Fragen.
Sorry,
aber ich kann mich nach den 5 Minuten, in denen ich mich unfassbar
aufgeregt habe, nur noch darüber lustig machen. Ich meine, in so
einer Situation muss man doch irgendwie wissen, wie man als
Oberbürgermeisterin einer Stadt mit Frauen, die mittlerweile Angst
haben auf die Straßen zu gehen, umzugehen hat? Und das ist ganz
sicher nicht mit so anti-feministischen Ausdrücken?
Ich
verstehe einfach nicht, wie jetzt die betroffenen Frauen, von denen
wahrscheinlich nicht wenige traumatisiert sind, als Schuldige
dargestellt werden, nach dem Motto „Hättet ihr mal 'ne Armlänge
Abstand gehalten, wäre das alles nicht passiert!!!“.
ICH
MEIN WO SIND WIR DENN HIER.
Ich
selbst mache Kampfsport und Selbstverteidigung seit knapp 2 Jahren,
einfach weil ich mich so unsicher fühle und in Extremsituationen
wissen will, wie ich mich zu wehren habe. Und natürlich wäre es
besser, wenn sich alle Frauen selbst verteidigen könnten, ich
unterstütze und empfehle Selbstverteidigungskurse auch auf jeden
Fall weiter!
Aber
es kann doch auch nicht sein, dass wir Frauen uns jetzt verändern
jetzt müssen und das Problem an sich anscheinend nicht das große
Ding ist.
Ich
möchte vorab sagen, dass ich weder rassistisch, noch narzisstisch,
noch links oder rechts oder sonst was bin.
Es
ist nun einmal Fakt, dass der Großteil der Täter an diesem Tag aus
Ländern stammt, in denen ein anderes Frauenbild herrscht, in denen
die Frau als Objekt gesehen wird, das keine Rechte hat und die es
ertragen muss, wenn fremde Männer „über sie herfallen“.
Aber
ich dachte eigentlich immer, dass hier in Deutschland andere Regeln
herrschen? Und vor allem, dass Menschen, die so mit anderen Menschen
umgehen, bestraft werden?
Ich
meine gut, da wurden jetzt ein paar Verdächtige festgenommen und ich
kann verstehen, dass es eine Weile dauern kann bis da Ergebnisse
zusammengetragen werden können.
Aber
wieso wurde denn nicht vorher schon was gemacht, es ist ja nicht so,
als wäre das jetzt das erste Mal, dass Gewaltverbrechen gerade dort
stattfinden, wo sich große Menschenmengen aufhalten. Gerade da muss
man doch insbesondere zu Großereignissen wie Silvester viel mehr
Polizei aufstellen, damit es eben überhaupt nicht erst zu so einem
großen Drama kommt?
Ich
glaube, dass man sich stundenlang darüber aufregen kann, was in den
letzten Tagen passiert ist. Soweit ich weiß, wurde der
Polizeipräsident nun auch vorzeitig in den Ruhestand geschickt, da
dieser die wirklich dramatische Situation in der Silvesternacht
runtergespielt hatte, aber das ist doch auch nicht Sinn der Sache.
Ich
hoffe einfach, dass jetzt endlich mal allen die Augen geöffnet
wurden und deutlich geworden ist, dass hier einiges seit langer
langer Zeit schon aus dem Ruder läuft und ich hoffe auch, dass ich
bald keine Angst mehr davor haben muss sexuell belästigt, ausgeraubt
oder angegriffen zu werden, wenn ich mir im Hauptbahnhof 'nen Kaffee
kaufen will.
So,
ich hab mich für heute wieder genug aufgeregt und schau, dass ich
mit dem nächsten Blogpost nicht wieder so lange auf mich warten
lasse.
Loooooooooooove
you.
Vivi.
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