Dienstag, 6. Dezember 2016

Was passiert nach der Schule?

Was passiert eigentlich nach der Schule?

Mit dieser Frage habe ich mich bestimmt schon seit ich meinen ersten Schultag hatte beschäftigt.
Früher wollte ich Polizistin werden – heute weiß ich, dass ich weder Blut sehen kann, noch besonders sportlich bin und das wahrscheinlich die schlechteste Entscheidung meines Lebens gewesen wäre.
Dann wollte ich Fußballerin werden – den Plan habe ich allerdings aufgrund meiner...sagen wir immens großen Sportlichkeit auch wieder verworfen.

In der 10. Klasse dann habe ich gedacht, dass ich endlich herausgefunden habe, was ich werden will, wenn ich mit der Schule fertig bin und mein Abi in der Tasche habe. Wurde ja auch langsam Zeit, alle meine Freundinnen hatten schon Pläne und wussten genau, wie ihr Leben nach der Schule aussehen sollte und ich wollte immer noch alles und irgendwie auch gar nichts machen.
Im Entscheidungen treffen war ich echt schon immer eine Niete.

Ich dachte mir also „Mein Pädagogik Leistungskurs macht mir Spaß, ich studiere später soziale Arbeit!“

Mein Pädagogiklehrer hat mir immer gesagt, dass ich eine "besondere Gabe" hätte und mich gut in andere Menschen hinein versetzen könnte und deswegen ein Beruf in Richtung Psychologie oder eben auch soziale Arbeit genau das Richtige für mich ist und der Meinung war ich bis zu meinem Abitur auch.

Allerdings kommt ja bekanntlich immer alles anders, als man denkt und es sich vorgenommen hat.

Ich bin natürlich nicht in Soziale Arbeit reingekommen, wollte aber trotzdem studieren, um zu schauen, ob das überhaupt was für mich ist und deswegen hab ich mich noch auf andere Studiengänge beworben und bin bei Erziehungswissenschaften in Köln reingekommen. Ich war natürlich over the moon und total stolz, dass ich es geschafft habe in der Kölner Uni angenommen zu werden und sofort Feuer und Flamme – zumindest bis das Semester dann richtig angefangen hat.
Ich muss halt ganz ehrlich zugeben: Die ersten drei Wochen bin ich jeden Tag heulend nach Hause gekommen, weil ich einfach komplett überfordert mit meinem Leben war und ich wollte einfach nach zwei Tagen schon alles hinschmeißen, ABER ich habe durchgehalten. Ein ganzes Semester!!
Ja genau, ich bin auch eine von diesen Studienabbrechern, die ihr erstes Studium kacke fanden und deswegen ein neues angefangen haben. Aber ganz im Ernst: Ich habe bisher kaum Menschen kennengelernt, die ihr Erststudium auch wirklich bis zum Ende durchgezogen haben. Kein Witz!

Mein Problem mit der Kölner Uni letztes Jahr war einfach, dass sie mir erstens viel zu groß war. Ich wohne seit knapp 20 Jahren auf dem Dorf, klar ist das hier praktisch in Köln und ich bin jede Woche da, aber in so einer großen Uni zu studieren, hat mich dann irgendwie total überfordert.
Außerdem musste ich immer eineinhalb bis zwei Stunden Anfahrt mit einplanen, was richtig nervig ist und einfach noch mehr demotiviert, wenn man mit dem Studium sowieso schon unzufrieden ist.
Wo wir gleich auch beim dritten Punkt wären: Ich habe mir das Studium an sich irgendwie total anders vorgestellt. Mir war alles viel zu theoretisch, ich habe kaum Veranstaltungen bekommen, weil der Studiengang so überlaufen war, und allgemein war ich einfach irgendwie noch nicht bereit für alles.

Im Nachhinein denke ich mir, dass ich vielleicht einfach ein „gap year“ hätte machen sollen, also ein Jahr reisen oder ein FSJ machen oder einfach nur arbeiten gehen – das habe ich parallel zum Studium dann trotzdem gemacht und mache das auch immer noch – und ich weiß heute, dass ich mich einfach viel zu früh in alles reingestürzt habe und eigentlich noch gar nicht bereit war diesen Schritt zu gehen.

Das G8 System hat mich persönlich richtig richtig fertig gemacht und die ersten drei Monate nach meinem Abi habe ich in meinem Zimmer vor mich hin gelebt, weil ich einfach psychisch so ausgelaugt war von diesen 12 Jahren Schule und einfach eine Pause brauchte. Wahrscheinlich hätte ich auch noch viel mehr Zeit dafür hätte einplanen müssen, aaaber ich mochte es schon immer mich unter Druck zu setzen und dachte mir, dass ich einfach sofort studieren MUSS und einen Plan vom Leben haben MUSS, weil einem das ja irgendwie immer so vorgelebt wird.
Heute weiß ich, dass das alles absoluter Unfug ist.

Ich kann euch sagen, als ich vor einem Jahr angefangen habe zu studieren, war ich der Inbegriff von Stress auf zwei Beinen. Ich habe nicht mal viel gelernt, aber das ganze Drumherum und das Angsthaben vor den Klausuren, die eigentlich erst in 6 Monaten anfingen, haben mich echt fertig gemacht.
Vor den Klausuren habe ich so viel gebüffelt, weil ich nicht versagen wollte und wow war ich fertig, als ich nicht auch nur eine einzige Eins in meinen Klausuren bekommen hatte.

Ich habe dann auf jeden Fall im Februar diesen Jahres beschlossen das Studium sein zu lassen und mich neu zu orientieren. Ich bin viel arbeiten gegangen und habe viele neue Leute kennengelernt, bin auf Konzerte gegangen und habe einfach mal ein bisschen gelebt und mein Leben genossen und das war eine der besten Entscheidungen, die ich hätte treffen können.
Von Februar bis Juni hatte ich also Zeit mir zu überlegen, was ich wirklich für den Rest meines Lebens machen möchte. Ich habe mich viel umgehört und bin dann endlich drauf gekommen: Marketing!

Klingt jetzt erst mal nach „Ach das wollen doch alle machen...“ Richtig, aaaaber ich würde das gerne mit reisen verbinden und mit unterwegs sein und mit neue Menschen kennenlernen. Ich hab da sogar vielleicht schon was in Aussicht, aber das bleibt erst mal mein Geheimnis...

Ich habe mich dann im Juli diesen Jahres an der Uni Bonn für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften und English Studies beworben – und wurde prompt angenommen! Und ganz ehrlich: Der Studiengang mag vielleicht mega trocken und langweilig klingen und ist sicherlich nicht für alle was, aber mir macht es total viel Spaß und ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.
Am Ende kann man mit einem Bachelor oder Master einfach alles machen, was man gerne möchte. Wenn man etwas wirklich will, dann kann man das auch schaffen, das ist meine Devise und wenn ein Arbeitgeber sieht, dass du dich anstrengst und wirklich lernen willst, ist es egal, was du für einen Abschluss hast, wirklich. Ich rede da auch aus Erfahrung.

Ich habe mir letztes Jahr so viel Stress gemacht und dachte, dass ich ja jetzt auch meinen Führerschein direkt machen muss und ausziehen muss ich ja auch noch und studieren und arbeiten und am besten noch jeden Tag auf Konzerte gehen! Aber das geht so alles nicht. Zumindest ging das bei mir nicht. Man muss irgenwann anfangen Prioritäten zu setzen.

Ich hab mir mit dem Ausziehen überhaupt keinen Stress gemacht, ich wohne noch Zuhause und mir geht’s gut damit. Ich verstehe mich super mit meinen Eltern und sie unterstützen mich, also wieso sollte ich dann ausziehen? Auf eigenen Beinen stehen kann ich auch noch, wenn ich fertig studiert und mehr Geld zur Verfügung habe. Klar wäre das alles ganz cool, aber manchmal muss man im Leben auch Kompromisse eingehen, um wirklich glücklich zu sein.


Was ich mit diesem Blogpost zeigen möchte ist, dass es nicht den einen perfekten Plan gibt.
Es gibt nichts, das perfekt ist, selbst wenn es so scheint.
Und das ist auch gut so!
Mein Vater sagt immer „Das Leben ist eins der schwersten!“ und damit hat er meiner Meinung nach zu 100% Recht. Wenn man älter wird, sieht man alles irgendwie etwas lockerer, zumindest ist bei mir der ganze Stress total abgefallen. Ich bin glücklich da, wo ich heute bin und bereue es auch nicht, meinen Weg einige Male geändert zu haben.
Es ist normal, dass man sich umorientiert im Leben und sich verändern möchte – meiner Meinung nach ist das sogar einfach nur eine Charakterstärke!

Seid nicht so hart zu euch selbst und atmet 10 Mal tief durch, wenn ihr gestresst seid. Glaubt mir, das hilft.
Wenn ihr nach der Schule noch nicht genau wisst, was ihr machen wollt: Kein Problem!
Setzt euch ein Limit von vielleicht einem Jahr in dem ihr entweder arbeiten geht oder rumreist, um euch selbst ein bisschen besser kennenzulernen. Setzt euch nicht so unter Druck, denn so findet ihr nicht heraus, was richtig für euch ist und was ihr wirklich wollt. Lasst euch nicht von anderen Menschen und deren Meinung beeinflussen und bleibt euch selbst treu und ihr werdet euch wundern, wo ihr in einem Jahr seid.
Setzt euch weniger unter Druck und seid einfach mal jung und glücklich und ausgelassen. Studieren ist die schönste Zeit im Leben, seht sie auch als solche.

Das war's dann auch schon von mir, ich hoffe, dass dieser Blogpost einigen ein bisschen weiterhelfen und dass ich euch ein bisschen die Angst vor dem „Danach“ nehmen konnte.

Wenn ihr Fragen habt oder einfach mal über etwas in der Richtung reden wollt, schreibt mir einfach!


Bis zum nächsten Mal, Vivi.



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