Was
passiert eigentlich nach der Schule?
Mit
dieser Frage habe ich mich bestimmt schon seit ich meinen ersten
Schultag hatte beschäftigt.
Früher
wollte ich Polizistin werden – heute weiß ich, dass ich weder Blut
sehen kann, noch besonders sportlich bin und das wahrscheinlich die
schlechteste Entscheidung meines Lebens gewesen wäre.
Dann
wollte ich Fußballerin werden – den Plan habe ich allerdings
aufgrund meiner...sagen wir immens großen Sportlichkeit auch wieder
verworfen.
In der
10. Klasse dann habe ich gedacht, dass ich endlich herausgefunden
habe, was ich werden will, wenn ich mit der Schule fertig bin und
mein Abi in der Tasche habe. Wurde ja auch langsam Zeit, alle meine
Freundinnen hatten schon Pläne und wussten genau, wie ihr Leben nach
der Schule aussehen sollte und ich wollte immer noch alles und
irgendwie auch gar nichts machen.
Im
Entscheidungen treffen war ich echt schon immer eine Niete.
Ich
dachte mir also „Mein Pädagogik Leistungskurs macht mir Spaß, ich
studiere später soziale Arbeit!“
Mein
Pädagogiklehrer hat mir immer gesagt, dass ich eine "besondere Gabe" hätte und mich gut in andere Menschen hinein versetzen könnte und
deswegen ein Beruf in Richtung Psychologie oder eben auch soziale
Arbeit genau das Richtige für mich ist und der Meinung war ich bis
zu meinem Abitur auch.
Allerdings
kommt ja bekanntlich immer alles anders, als man denkt und es sich
vorgenommen hat.
Ich bin natürlich nicht in Soziale Arbeit reingekommen, wollte aber trotzdem
studieren, um zu schauen, ob das überhaupt was für mich ist und
deswegen hab ich mich noch auf andere Studiengänge beworben und bin
bei Erziehungswissenschaften in Köln reingekommen. Ich war natürlich
over the moon und total stolz, dass ich es geschafft habe in der
Kölner Uni angenommen zu werden und sofort Feuer und Flamme –
zumindest bis das Semester dann richtig angefangen hat.
Ich muss
halt ganz ehrlich zugeben: Die ersten drei Wochen bin ich jeden Tag
heulend nach Hause gekommen, weil ich einfach komplett überfordert
mit meinem Leben war und ich wollte einfach nach zwei Tagen schon
alles hinschmeißen, ABER ich habe durchgehalten. Ein ganzes
Semester!!
Ja
genau, ich bin auch eine von diesen Studienabbrechern, die ihr erstes
Studium kacke fanden und deswegen ein neues angefangen haben. Aber
ganz im Ernst: Ich habe bisher kaum Menschen kennengelernt, die ihr
Erststudium auch wirklich bis zum Ende durchgezogen haben. Kein Witz!
Mein
Problem mit der Kölner Uni letztes Jahr war einfach, dass sie mir
erstens viel zu groß war. Ich wohne seit knapp 20 Jahren auf dem
Dorf, klar ist das hier praktisch in Köln und ich bin jede Woche da, aber
in so einer großen Uni zu studieren, hat mich dann irgendwie total
überfordert.
Außerdem
musste ich immer eineinhalb bis zwei Stunden Anfahrt mit einplanen,
was richtig nervig ist und einfach noch mehr demotiviert, wenn man
mit dem Studium sowieso schon unzufrieden ist.
Wo wir
gleich auch beim dritten Punkt wären: Ich habe mir das Studium
an sich irgendwie total anders vorgestellt. Mir war alles
viel zu theoretisch, ich habe kaum Veranstaltungen bekommen, weil der
Studiengang so überlaufen war, und allgemein war ich einfach
irgendwie noch nicht bereit für alles.
Im
Nachhinein denke ich mir, dass ich vielleicht einfach ein „gap
year“ hätte machen sollen, also ein Jahr reisen oder ein FSJ
machen oder einfach nur arbeiten gehen – das habe ich parallel zum
Studium dann trotzdem gemacht und mache das auch immer noch – und
ich weiß heute, dass ich mich einfach viel zu früh in alles
reingestürzt habe und eigentlich noch gar nicht bereit war diesen
Schritt zu gehen.
Das G8
System hat mich persönlich richtig richtig fertig gemacht und die
ersten drei Monate nach meinem Abi habe ich in meinem Zimmer vor mich
hin gelebt, weil ich einfach psychisch so ausgelaugt war von diesen
12 Jahren Schule und einfach eine Pause brauchte. Wahrscheinlich
hätte ich auch noch viel mehr Zeit dafür hätte einplanen müssen,
aaaber ich mochte es schon immer mich unter Druck zu setzen und
dachte mir, dass ich einfach sofort studieren MUSS und einen Plan vom
Leben haben MUSS, weil einem das ja irgendwie immer so vorgelebt
wird.
Heute
weiß ich, dass das alles absoluter Unfug ist.
Ich kann
euch sagen, als ich vor einem Jahr angefangen habe zu studieren, war
ich der Inbegriff von Stress auf zwei Beinen. Ich habe
nicht mal viel gelernt, aber das ganze Drumherum und das Angsthaben
vor den Klausuren, die eigentlich erst in 6 Monaten anfingen, haben
mich echt fertig gemacht.
Vor den
Klausuren habe ich so viel gebüffelt, weil ich nicht versagen wollte
und wow war ich fertig, als ich nicht auch nur eine einzige Eins in
meinen Klausuren bekommen hatte.
Ich habe
dann auf jeden Fall im Februar diesen Jahres beschlossen das Studium
sein zu lassen und mich neu zu orientieren. Ich bin viel arbeiten
gegangen und habe viele neue Leute kennengelernt, bin auf Konzerte
gegangen und habe einfach mal ein bisschen gelebt und mein Leben genossen und das war eine der besten Entscheidungen, die ich hätte
treffen können.
Von
Februar bis Juni hatte ich also Zeit mir zu überlegen, was ich wirklich für den Rest meines Lebens machen möchte. Ich habe mich viel
umgehört und bin dann endlich drauf gekommen: Marketing!
Klingt
jetzt erst mal nach „Ach das wollen doch alle machen...“ Richtig,
aaaaber ich würde das gerne mit reisen verbinden und mit unterwegs
sein und mit neue Menschen kennenlernen. Ich hab da sogar vielleicht
schon was in Aussicht, aber das bleibt erst mal mein Geheimnis...
Ich habe
mich dann im Juli diesen Jahres an der Uni Bonn für Germanistik,
Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften und English Studies
beworben – und wurde prompt angenommen! Und ganz ehrlich: Der
Studiengang mag vielleicht mega trocken und langweilig klingen und
ist sicherlich nicht für alle was, aber mir macht es total viel Spaß
und ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.
Am Ende
kann man mit einem Bachelor oder Master einfach alles machen, was man
gerne möchte. Wenn man etwas wirklich will, dann kann man das auch
schaffen, das ist meine Devise und wenn ein Arbeitgeber sieht, dass du
dich anstrengst und wirklich lernen willst, ist es egal, was du für
einen Abschluss hast, wirklich. Ich rede da auch aus Erfahrung.
Ich habe
mir letztes Jahr so viel Stress gemacht und dachte, dass ich ja jetzt
auch meinen Führerschein direkt machen muss und ausziehen muss ich
ja auch noch und studieren und arbeiten und am besten noch jeden Tag
auf Konzerte gehen! Aber das geht so alles nicht. Zumindest ging das
bei mir nicht. Man muss irgenwann anfangen Prioritäten zu setzen.
Ich hab
mir mit dem Ausziehen überhaupt keinen Stress gemacht, ich wohne
noch Zuhause und mir geht’s gut damit. Ich verstehe mich super mit
meinen Eltern und sie unterstützen mich, also wieso sollte ich dann
ausziehen? Auf eigenen Beinen stehen kann ich auch noch, wenn ich
fertig studiert und mehr Geld zur Verfügung habe. Klar wäre
das alles ganz cool, aber manchmal muss man im Leben auch Kompromisse
eingehen, um wirklich glücklich zu sein.
Was ich
mit diesem Blogpost zeigen möchte ist, dass es nicht den einen perfekten
Plan gibt.
Es gibt
nichts, das perfekt ist, selbst wenn es so scheint.
Und das
ist auch gut so!
Mein
Vater sagt immer „Das Leben ist eins der schwersten!“ und damit
hat er meiner Meinung nach zu 100% Recht. Wenn man älter wird, sieht
man alles irgendwie etwas lockerer, zumindest ist bei mir der
ganze Stress total abgefallen. Ich bin glücklich da, wo ich heute
bin und bereue es auch nicht, meinen Weg einige Male geändert zu
haben.
Es ist
normal, dass man sich umorientiert im Leben und sich verändern
möchte – meiner Meinung nach ist das sogar einfach nur eine
Charakterstärke!
Seid
nicht so hart zu euch selbst und atmet 10 Mal tief durch, wenn ihr
gestresst seid. Glaubt mir, das hilft.
Wenn ihr
nach der Schule noch nicht genau wisst, was ihr machen wollt: Kein
Problem!
Setzt
euch ein Limit von vielleicht einem Jahr in dem ihr entweder arbeiten
geht oder rumreist, um euch selbst ein bisschen besser
kennenzulernen. Setzt euch nicht so unter Druck, denn so findet ihr nicht heraus, was richtig für euch ist und was ihr
wirklich wollt. Lasst euch nicht von anderen Menschen und deren
Meinung beeinflussen und bleibt euch selbst treu und ihr werdet euch
wundern, wo ihr in einem Jahr seid.
Setzt euch weniger unter Druck und seid einfach mal jung und glücklich und ausgelassen. Studieren ist die schönste Zeit im Leben, seht sie auch als solche.
Setzt euch weniger unter Druck und seid einfach mal jung und glücklich und ausgelassen. Studieren ist die schönste Zeit im Leben, seht sie auch als solche.
Das
war's dann auch schon von mir, ich hoffe, dass dieser Blogpost
einigen ein bisschen weiterhelfen und dass ich euch ein bisschen
die Angst vor dem „Danach“ nehmen konnte.
Wenn ihr
Fragen habt oder einfach mal über etwas in der Richtung reden wollt,
schreibt mir einfach!
Bis zum
nächsten Mal, Vivi.
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