Montag, 18. Mai 2015

Gesellschaftliche Ideale, Schönheitsideale und Body Shaming

Etwas, das mir in letzter Zeit sehr übel aufstößt, ist das Thema der Schönheitsideale und des sogenannten „Body Shaming“. Ich denke, dass sich jeder schon mal unwohl in seinem Körper gefühlt hat und dass jeder irgendwas an sich auszusetzen hat, was natürlich vollkommen normal ist. Niemand ist perfekt.

Es ist außerdem auffällig, dass insbesondere durch die Medien ein absolut unrealistisches Schönheitsideal vermittelt wird. Und genau davon wird dieser Blogpost handeln.

Sobald man den Fernseher einschaltet, wird man in der Werbung mit den neusten Bikinimoden bombadiert, die von den schönsten Mädchen getragen werden. Schaltet man um, weil man das alles schon 5000 Mal gesehen hat, stößt man in den Nachrichten auf den neusten Klatsch und Tratsch - „Sie hat sich schon wieder die Brüste vergößern lassen!“, „Ist da Botox im Spiel?“, „Sollten wir uns alle Sorgen machen, sie ist ganz schön dünn geworden!“ und und und. Schaltet man den Fernseher aus und das Radio an, läuft „All About That Bass“ von Meghan Trainor und hört man dann noch den Ausdruck „Skinny Bitches“ - wow. Einfach wow. Egal, wo man hingeht oder hinhört, STÄNDIG dreht sich alles nur um Gewicht, Aussehen, ob die Nase zu groß oder zu klein ist, ob man 'ne „Tigh Gap“ und 'ne „Bikini Bridge“ hat, ob der eine Zeh am linken Fuß größer ist als der am rechten.

Genau wie bei meinen anderen beiden Posts stellt sich mir auch hier die Frage:
Hat die Welt keine größeren Probleme, als sich über das Aussehen anderer Menschen lustig zu machen? Hat nicht jeder das Recht mit seinem Körper so zufrieden zu sein, wie er ist, egal ob dick, dünn, groß, klein, unförmig, kurvig, adrett oder stämmig? Wieso wird einem ständig die Möglichkeit genommen sich einfach so zu akzeptieren, wie man nun einmal ist?

Ja, ich habe eine Tigh Gap. Ja ich hab auch 'ne Bikini Bridge. Und ja ich bin schlank und groß und hab lange Beine. Aber was bedeutet das jetzt? Was kann ich mir davon kaufen? Wieso muss ich mich darauf beschränken, was ich habe oder nicht habe?
Mir persönlich ist es scheißegal, ob ich diesen ganzen Mist habe oder nicht, solange ich zufrieden mit mir selbst bin. Und genau da fängt das Problem schon an. Denn niemand ist heutzutage noch zufrieden mit sich. Es gibt immer Frauen, die noch größer, noch schlanker, noch hübscher sind, die einen cooleren Kleidungsstil und 'ne coolere Art an sich haben.

Ich werde hier jetzt – wieder – nur aus meiner Sicht sprechen, aus der Sicht eines Mädchens, das schon immer schlank war. Nicht, weil es sich runtergehungert hat oder weil es 5 Mal die Woche zum Sport geht. Ich esse den ganzen lieben langen Tag, essen ist mein Hobby. Ich bin weder Vegetarier, noch Veganer, ich habe bis vor einem Jahr nicht mal regelmäßig Sport gemacht, weil ich absolut nicht dafür geeignet bin. Das einzige, das ich habe, sind gute Gene und einen schnellen Stoffwechsel. Ganz einfach. Und das verstehen viele nicht. Body Shaming betrifft nicht nur Mädchen und Frauen, die sich selbst zu dick finden, sondern auch jene, die zu dünn sind.

Menschen sollten verdammt nochmal lernen zwischen einer Essstörung und einer normalen Entwicklung zu unterscheiden. Und es ist normal, wenn man sein Leben lang dünn ist, es ist auch normal, wenn man etwas kräftiger in Erscheinung tritt. An beidem ist doch absolut nichts Verwerfliches. Und trotzdem hassen sich alle gegenseitig, die Dünnen die Dicken, die Dicken die Dünnen und dabei verwende ich bewusst diese Ausdrücke.
Ich möchte mit diesem Post auf gar keinen Fall Menschen verletzen, ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass auf allen Menschen rumgehackt wird, nicht nur auf einer bestimmten Gewichtsklasse. Weil sowieso alles falsch ist, egal wieviel man wiegt. Weil sowieso jeder als arrogant bezeichnet wird, wenn er oder sie stolz auf seinen oder ihren Körper ist. Deswegen ist es schon gar keiner mehr. Sich selbst hassen ist zum Trend geworden.

Ich bekomme seit ich denken kann zu hören, dass ich „aber ganz schön abgenommen“ habe oder „mal mehr essen“ soll oder „unvorteilhaft gekleidet bin, weil man ja die Knochen schon sieht“ oder dass ich ja „schon noch ein bisschen was auf den Rippen vertragen“ kann. Und soll ich euch was sagen? Das ist mindestens genauso verletzend wie ein „Du bist zu dick!“ oder „Mach mal mehr Sport!“ oder sonst was. Als Spargeltarzan oder Bohnenstange bezeichnet zu werden tut genauso weh.

Wenn ich mir jetzt überlege, dass einige das Argument „Aber die Dünnen haben's leichter!“ als Rechtfertigung abgeben, möchte ich einfach nur um mich schlagen? Auch dünnen Menschen passen Klamotten oft nicht? Und sobald man einmal 'ne Woche krank ist, nimmt man sofort 5 Kilo ab und ist untergewichtig. Man fühlt sich genauso unwohl in seinem Körper. Zumindest, wenn man gesund und schlank ist. Zu Essstörungen werde ich mich nicht äußern, weil ich mich damit absolut nicht auskenne.

Aber wer ist Schuld daran, dass sich jeder mit jedem vergleicht, dass jeder Mensch besser, als sein bester Freund sein möchte, dass alle versuchen sich in allen Lebensbereichen zu überbieten, um ihr Ego ja auch auf dem höchsten Punkt zu halten?

Auch ich habe schon mal über jemanden gesagt „Oh Gott, was hat die denn an?!“, aber selbst das gehört zu Body Shaming. Und ich schäme mich dafür. Und das sollte jeder von euch, denn ich bin mir absolut sicher, dass alle mit keiner Ausnahme schon einmal jemanden angeschaut oder ein Foto von jemandem gesehen haben und gedacht haben, dass „das ja mal gar nicht geht“. Es ist falsch über andere Menschen zu urteilen und trotzdem tun wir es täglich. Ich schätze das ist einfach eine lästige menschliche Angewohnheit, die uns irgendwann mal durch das perfekte Bild der Frau in den Medien eintrichtert wurde und die wir nicht mehr loswerden.

Aber wenn jeder von euch einfach mal anfängt seinen Mund zu halten oder einfach nachzudenken bevor man was sagt und welche Auswirkungen Worte auf Menschen und ihr Verhalten haben können und wenn ihr nicht gleich zur besten Freundin rennt und über die Leopardenleggins des Mädchens sprecht, das keine perfekte Figur hat und wenn jeder einfach mal darüber nachdenkt, wie er oder sie sich gefühlt hat, als er oder sie mal einen Kommentar über sein oder ihr Aussehen gehört hat, dann sollte es doch irgendwie möglich sein die Welt zu einem leichteren Ort zu machen.

Wieso müssen wir Menschen uns ständig gegenseitig das Leben schwer machen? Wieso müssen wir uns ständig verletzen? Richtig. Weil Menschen schreckliche Kreaturen sind. Wir sind Tiere. Aber nur bestimmte Menschen sind wichtig. Wir sollten nicht auf die Meinung der Menschen über unsere neue Halskette oder unsere Tattoos oder unsere neuen Schuhe achten, die uns sowieso nicht wichtig sind. Es gibt immer Menschen auf diesem Planeten, die sind einfach Abfall, die wird man nie verändern, weil sie unzufrieden mit sich selbst sind und deswegen andere Menschen schlecht machen müssen. Aber versuchen wir doch einfach alle mal genau die zu ignorieren, so lange bis sie verstanden haben, dass auch sie ihren Blick auf die Welt und auf diese schrecklichen Schönheitsideale ändern müssen. Wir können andere nicht ändern, nur unsere Einstellung zu ihnen. Also versuchen wir es doch einfach, lasst uns einfach mal positiv denken, lasst uns die Menschen ihr Leben so leben, wie sie es wollen. Und wenn es uns nicht passt? Was machen wir dann? Ganz genau. Einfach mal die Fresse halten. Weil es uns absolut nichts angeht, ob ein Mensch dick ist oder dünn, groß oder klein, welche Religion oder Hautfarbe oder Sexualität er oder sie hat. Wir alle sind doch eigentlich alle nur Menschen und sollten und müssen uns gegenseitig unterstützen.

Sicher hat jeder den Traum vom perfekten Körper, vom schönsten Gesicht. Jeder möchte so sein, wie das Schönheitsideal der Gesellschaft es uns vorgibt, damit wir auch ja gut reinpassen, bloß nicht auffallen oder polarisieren. Aber was ist denn, wenn wir alle akzeptieren, dass wir anders sind? Wir sind alle unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Idealen und unterschiedlichen Lebensvorstellungen und das sollten wir akzeptieren. Diese ganzen Ideale bleiben immer, aber Body Shaming können wir stoppen, indem wir bei uns selbst anfangen.

Ich hoffe, dass sich keiner durch diesen Post angegriffen fühlt und wenn doch war das absolut nicht meine Absicht. Mich regt es nur so auf, dass Menschen wie Meghan Trainor sich zwar positiv für kräftigere Frauen einsetzen, aber auf der anderen Seite dünne Mädchen direkt als Schlampen hinstellen und dass solche Menschen dann auch noch Preise für ihre Musik bekommen ist für mich unverständlich. Das ist ganz sicher nicht der Sinn der Sache. Man sollte sich, wenn man sich schon einsetzen und seine Reichweite nutzen will, für alle Menschen einsetzen und nicht nur für einen bestimmten Teil.

Bis zum nächsten Aufreger!


Eure Vivi.

3 Kommentare:

  1. Treffende Worte. Ich habe wohl eine ähnliche Figur wie du und habe - wie du geschildert hast - eigentlich tagtäglich mit irgendwelchen skurrilen Problemen zu kämpfen, die einfach unnötig sind und alles verkomplizieren. Die Kommentare, die ich mir schon anhören musste, reichten von "Iss mal mehr" und "Hast du abgenommen?" über "Ich beneide dich" zu "Du bist doch magersüchtig". Letzteres wurde von einem Mädchen aus meiner Schule in die Welt gesetzt. Ich meine, jeder, der mich kannte oder kennt, weiß einfach, dass ich alles andere als das bin, weil ich Essen - so wie du - über alles liebe und dementsprechend Nahrung zu mir nehme, wie jeder andere Mensch auch und vor allem nicht gerade wenig.
    Was ich damit sagen will ist, dass Menschen nur beurteilen, was sie sehen, sie schauen nicht hinter die Fassade und versuchen den Menschen auf diese Weise kennenzulernen, nein sie ziehen ihr Fazit, indem sie das Äußere begutachten und hacken das Thema anschließend ab. Dass sie dadurch anderen wehtun und ihnen ihr Selbstwertgefühl nehmen, daran denken solche Menschen natürlich nicht, hauptsache es gibt wieder irgendetwas, was die Welt für eine Zeit beschäftigt.
    Ich erlebe ständig Menschen, die mich beneiden, die mir immer wieder sagen, wie gut und leicht ich es doch hätte und dass ich ja keinen Grund habe, mich zu beschweren. Ja, ich bin zufrieden mit mir, aber leicht habe ich es dennoch in manchen Hinsichten nicht. Zum Einen gibt es eben auch andere Menschen, die mir sofort Unterernährung oder sogar Magersucht vorwerfen, zum Anderen ist es für mich beispielsweise sehr schwer, Hosen zu finden, die mir wirklich passen. Aber all diese Probleme sehen Menschen nicht, die mich nicht besser kennen. Natürlich gibt es Hater, wie schon angesprochen, die mich motivieren wollen, mehr zu essen, weil ich ja so "dürr" und krankhaft dünn bin, dass sie sich vermeintlich Sorgen um mich machen. Aber hey, haben diese Menschen schon mal daran gedacht, dass mein Aussehen vererbt sein könnte, dass mir schlicht und einfach Gene weitergegeben wurden, die mich genau so aussehen lassen? Nein, daran denkt keiner. Jeder in meiner Familie ist groß und schlank und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch ich so aussehe. Außerdem ist es nun mal Fakt, dass ich - ob es jetzt Glück oder Pech ist, kommt auf die Sichtweise an - egal wie viel ich esse, einfach kaum zunehme, was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ich weniger esse als andere.
    Du siehst, ich könnte Romane darüber schreiben, weil ich ähnliche Situationen erlebt habe, erlebe und natürlich auch noch erleben werde. Mich macht es nur traurig, dass Menschen nach einem Mal hingucken urteilen und meinen zu wissen, was in einem drinn vorgeht bzw denken, die Hintergründe zu kennen.
    Man ist ja nicht ohne Grund so wie man ist, aber das verstehen die Wenigsten.

    Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, dass du aussprichst, was ich schon seit Jahren denke - tut mir leid, wenn ich mit meiner Antwort etwas ausufere, aber daran siehst du dass es mich genauso beschäftigt wie dich.
    Danke also dafür und mach bitte weiter so <3

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. sehr wahre worte, danke für deine offenheit! es freut mich sehr, dass du dich in meinem text wiederfinden kannst und ich werde auf jeden fall weiter meinem unmut luft machen hahaha, liebe an dich! <3

      Löschen
  2. Oh gott ich glaube ich habe erst mit 18 angefangen GANZ KLEINE Schritte zu machen mich selbst zu mögen und hab das dann mit 20/21 dann auch mal soweit geschafft, dass ich sagen kann "ich bin ok so wie ich bin!" Es ist zwar weiterhin noch ein schwieriger Weg sich selbst zu mögen und wohlzufühlen, aber es ist ein Weg den es sich lohnt zu gehen .. ich merke es ja jetzt schon. Ich bin so weit aus glücklicher als ich es noch vor einigen Jahren war. Es schlägt ziemlich auf die Psyche wenn man sich nicht leiden kann, weil man sich häßlich findet und wenn dann auch noch die einzigen Kommentaren, die dann mal kommen, negativ sein, fühlt man sich wunderbar bestärkt, was sich wiederum "großartig" auf das Äußere auswirkt. So wie man sich fühlt, sieht man auch aus! Ein Spruch der bei mir tatsächlich passend ist.
    Von Leuten, die mich länger kenne, höre ich öfters, dass ich mich ja völlig verändert habe, aber in Wahrheit habe ich mich nicht verändert, sondern kann einfach endlich das sein was ich will und vor allem so aussehen wie ICH das will.
    Es ist mir dann auch egal, was andere von mir denken .. klar bestärkt es einen wenn man positives hört, genau so wie es einen noch verletzt wenn was negatives kommt, aber wenn ich hinter einer Sache stehe, dann bleibe ich auch dabei. Es finden zum Beispiel nicht alle gut, dass ich nun eine Brille trage, aber ich habe mich darin ein wenig verliebt .. also egal .. immerhin bin ich diejenige, die damit rumlaufen muss und nicht die anderen. Ich stecke in meinem Körper und muss für mich selber entscheiden womit ich rumlaufen will oder nicht.

    Das man sich abschätzige Sachen über andere gedacht oder gesagt hat .. Ja da kann ich mich definitiv nicht rausnehmen. Wenn ich Damen sehe, die sich NUR eine leggins anziehen und man schön ihren Hintern mit der Unterwäsche dazu sehen kann, entrutscht mir auch meist der ein oder andere Gedanken ... wobei ich dies meistens versuche in meinen Gedanken zu halten.

    AntwortenLöschen

Roomtour 2017 in Blogpost-Form

Hi! Ich habe mir vor kurzem einen neuen Schreibtisch und ein neues Bücherregal zugelegt, weil ich einfach viel zu wenig Stauraum für m...